Kleiner Heisssporn
Produkttest

Kleiner Heisssporn

Kevin Hofer
27.9.2022

AMDs neuer Achtkerner Ryzen 7700X erweist sich im Test als guter Gaming-Chip, der auch Intels Flaggschiff 12900K in die Tasche steckt. Die CPU wird aber unerwartet heiss.

Mit den Ryzen-7000-Prozessoren holt sich AMD die Performance-Krone von Intel zurück. Der 7700X kann aufgrund weniger Threads den Konkurrenten von Intel, den Core i7-12700K, nicht in jeder Kategorie schlagen. Im 1080p-Gaming dafür um 6,5 Prozent. Da gelingt ihm dasselbe Kunststück auch im Vergleich zu Intels Top-CPU 12900K – da aber «nur» um 2,5 Prozent. Die Frage ist jedoch: für wie lange? Denn nächsten Monat bringt Intel ebenfalls neue CPUs.

Das ist aber vorerst Zukunftsmusik. Der neue Ryzen 7 7700X überzeugt auf der Testbench. Leider wird die CPU unter Last ziemlich heiss.

Ich komme gleich zum eigentlichen Review der CPU. Wenn du dich für das Lineup, und was sonst neu ist, interessierst, kannst du das im folgenden Artikel nachlesen:

  • Hintergrund

    Das ist neu bei den Ryzen-7000-Prozessoren

    von Kevin Hofer

Test-Setup und -Methode

Folgende Komponenten verwende ich für das Review:

AMD Ryzen 7 7700X (AM5, 4.50 GHz, 8 -Core)
Prozessor
326,80 EUR

AMD Ryzen 7 7700X

AM5, 4.50 GHz, 8 -Core

ASUS ROG Crosshair X670E Hero (AM5, AMD X670E, ATX)
Mainboard
588,57 EUR

ASUS ROG Crosshair X670E Hero

AM5, AMD X670E, ATX

G.Skill Ripjaws S5 (2 x 16GB, 6000 MHz, DDR5-RAM, DIMM)
RAM
130,02 EUR

G.Skill Ripjaws S5

2 x 16GB, 6000 MHz, DDR5-RAM, DIMM

Crucial P5 (1000 GB, M.2 2280)
SSD

Crucial P5

1000 GB, M.2 2280

PNY XLR8 CS3030 (1000 GB, M.2 2280)
SSD

PNY XLR8 CS3030

1000 GB, M.2 2280

Alle Komponenten werden mir von den Herstellern für die Tests zur Verfügung gestellt. Dieselben RAM, SSDs, Kühlung sowie Grafikkarte verwende ich bei den Vergleichsdaten der Intel-CPU. Bei den AMD-Vergleichsdaten verwende ich ein RAM-Kit mit 3200 Megatransfers pro Sekunde. Mir ist bewusst, dass die direkte Vorgänger-CPU der 7700X die 5700X ist. Da ich die aber nicht zum Testen habe, nehme ich die Werte der 5800X – auch eine Achtkern-, 16-Thread-CPU.

Im BIOS aktiviere ich die korrekten Geschwindigkeiten und Timings des RAMs. Sonst lasse ich alles auf Standard. Ich verwende die BIOS-Version 0604 und Windows 11 läuft in der Version 21H2 (22000.978).

Hier zum Überblick die verschiedenen Benchmarks:

  • Cinebench R23
  • CPU-Z
  • 7-zip
  • Photoshop
  • Premiere
  • Blender Benchmark
  • PCMark 10
  • Fire Strike / Fire Strike Ultra
  • Time Spy / Time Spy Extreme
  • Games: «Anno 1800», «Forza Horizon 5», «Assassin’s Creed: Valhalla», «Civilization VI», «Cyberpunk 2077», «Far Cry 6», «Gears of War 5», «Red Dead Redemption 2», «Shadow of the Tomb Raider»

Alle Benchmarks mache ich drei Mal und nehme das beste Ergebnis. Bei den Games verwende ich die höchstmöglichen Voreinstellungen. Sonst lasse ich bis auf die Auflösung alles auf Standard.

Cinebench R23

Cinebench R23 testet, wie sich eine CPU beim Rendern von 3D-Modellen schlägt. Aus diesen Berechnungen erstellt der Benchmark Scores für Single und Multi Core Performance.

Im Benchmark erreicht der 7700X einen Single Core Score von 2003 und einen Multi Core Score von 20 052. Er läuft dabei mit 5,1 GHz auf allen acht Kernen. Damit ist der Ryzen-Prozessor 2,5 Prozent besser als der 12700K von Intel im Single Core. Im Multi Core liegt der 7700X 12,5 Prozent hinter dem Intel-Chip. Dieser hat jedoch vier Threads mehr für die Aufgabe zur Verfügung.

Leistungsaufnahme und Temperaturen

Während des Cinebench R23 wird der 7770X bis zu 95 Grad Celsius warm. Bislang hatte ich noch keine Ryzen-CPU auf der Testbench, die ohne Übertaktung so heiss wird. Der 7700X zieht dabei bis zu 142 Watt. In einem zehnminütigen Benchmark Loop kann die Ryzen-CPU dies nicht über die volle Distanz einfordern und pendelt sich schnell bei 138 Watt ein. Cinebench ist aber eine Ausnahmeerscheinung. Im Leerlauf beträgt die Temperatur 45 Grad bei 35 Watt Leistung. Beim Netflixen, Browsen und Office-Arbeiten sind es bis zu 61 Grad Celsius bei 55 Watt. In Games ist es sehr unterschiedlich. Ich erreiche aber kurzzeitig maximal 78 Grad Celsius bei 115 Watt.

Dass es mit den Temperaturen unter Last auch anders geht, zeigt AMD mit dem Eco Mode. Mit diesem lässt sich die thermische Design Leistung (TDP) von den angegebenen 105 Watt auf 65 beschränken. Mit einer solchen Beschränkung erreicht der grosse Bruder des 7700X, der 7950X, ein besseres Ergebnis in Cinebench R23 als der Vorgänger 5950X. Ähnliches dürfte auch auf den 7700X und seinen Vorgänger zutreffen. Das habe ich im folgenden Artikel ausprobiert:

  • Produkttest

    Von Gluthitze zu neuer Frische dank Leistungsbegrenzung

    von Kevin Hofer

CPU-Z

Der Benchmark von CPU-Z testet die Geschwindigkeit im Single Core und Multi Core einer CPU und erstellt daraus einen Gesamtscore.

Der 7770X übertrifft im Single Core den Intel 12700K um 1,5 Prozent. Damit ist die neue Ryzen-CPU 21 Prozent besser als die indirekte Vorgängerin 5800X. Im Multi Core ist der Intel-Chip aufgrund der vier zusätzlichen Threads jedoch 14 Prozent besser.

7-Zip

Der integrierte Benchmark von 7-Zip testet ein System auf das Komprimieren und Dekomprimieren von Daten. Daraus errechnet er einen Score in Giga Instruktionen pro Sekunde (GIPS). Ich wähle die Standard «Dictionary size» von 32 Megabyte.

Der 7700X liegt mit einem 44 Prozent besseren Ergebnis deutlich vor dem 12700K, der bereits langsamer als der indirekte Vorgänger ist.

Blender Benchmark

Der Blender Benchmark rendert in der Version 3.3 drei Szenen in der 3D-Grafiksuite und errechnet daraus drei Scores. Ich rechne diese jeweils zu einem Endscore zusammen.

Hier ist das Rennen zwischen Intel und AMD äusserst knapp. Der 7700X schlägt den 12700K gerade mal um 0,5 Prozent.

Photoshop

Beim Photoshop-Benchmark von Puget Systems werden verschiedene Workloads durchgeführt. Genauere Infos findest du hier. Am Schluss berechnet der Benchmark einen Score, der sich an einer Referenz-Workstation orientiert.

Im Photoshop macht der 7700X im Vergleich zum indirekten Vorgänger einen riesigen Sprung nach vorne. Der Score ist um 38 Prozent höher als jener des 5800X. Im Vergleich zur Konkurrenz sind es stattliche 15 Prozent mehr.

Premiere

Beim Premiere-Benchmark von Puget Systems werden verschiedene Workloads durchgeführt. Genauere Infos findest du hier. Am Schluss berechnet der Benchmark einen Score, der sich an einer Referenz-Workstation orientiert.

Traditionell schneiden Intel-CPUs in Premiere besser ab, weil sie dafür optimiert sind. Das bleibt auch bei den Ryzen-7000-Prozessoren so. Beim 7700X ist der Unterschied jedoch gering: Er holt nur drei Prozent weniger Punkte als der 12700K. Im Vergleich zum indirekten Vorgänger sind es neun Prozent mehr.

PCMark 10

Der PCMark 10 Benchmark testet diverse Szenarien wie die Ladezeit von Apps, Effizienz bei Tabellenkalkulationen, Browsen oder auch Foto- und Videobearbeitung. Er sagt also aus, wie gut sich ein Prozessor für Office-Arbeiten eignet. Daraus berechnet er einen Score.

Sechs Prozent mehr Punkte holt der 7700X als die Intel-Konkurrenz. Im Vergleich zur indirekten Vorgänger beträgt die Steigerung 15,5 Prozent.

Fire Strike, Fire Strike Ultra, Time Spy und Time Spy Ultra

Die synthetischen Game Benchmarks lassen einen ersten Blick auf die Leistung in Games zu. Ich verzichte auf die Angabe des Overall Scores, der sich aus den Ergebnissen der Grafikkarte und CPU ergibt. Dies, weil ich für CPU-Reviews die Leistung der GPU ausklammern will.

Über die vier Benchmarks hinweg erreicht der 7700X fünf Prozent mehr Punkte als der 12700K. Einzig in Time Spy Extreme muss er sich geschlagen geben. Im Vergleich zur Vorgänger-CPU sind es gar 24 Prozent mehr Punkte.

Synthetische Benchmarks sprechen meist nicht die ganze Wahrheit. Wie sieht es in den Games aus?

Die Games

Da wir keine Möglichkeit für Bildergalerien haben, liste ich dir hier nicht die einzelnen Resultate der Games auf. Du kannst sie hier herunterladen. Auf den folgenden Tabellen siehst du das arithmetische Mittel der neun Benchmark Games. Mir ist bewusst, dass die CPU-Leistung vor allem bei 1080p-Auflösung und darunter relevant ist. Dennoch teste ich nicht unter 1080p-Auflösung. Meine Argumentation: Du kaufst dir keine CPU der neuesten Generation und spielst dann in 720p-Auflösung.

Über alle Auflösungen hinweg liefert der 7770X mehr FPS als die Konkurrenz und der indirekte Vorgänger. Die Unterschiede werden wie erwartet bei höherer Auflösung geringer. In 1080p-Auflösung sind es 6,5 Prozent, in 1440p vier Prozent und in 2160p zwei Prozent mehr im Vergleich zu Intels 12700K. Zum indirekten Vorgänger AMD 5800X sind es 14,5, neun und vier Prozent.

Mehr FPS als der 7700X liefert der 12700K nur in «Civilization VI» und «Forza Horizon 5». Die Unterschiede sind klein und betragen maximal sieben FPS. Die meisten Spiele laufen mit dem 7700X problemlos. Bei «Far Cry 6» hatte ich jedoch trotz hohen durchschnittlichen FPS immer wieder Ruckler, was darauf hindeutet, dass das Spiel noch nicht optimiert ist.

Fazit: Sehr gute Gaming-CPU

Der 7700X dürfte vor allem als Gaming-CPU punkten. Hier schlägt sie die direkte Konkurrentin 12700K von Intel um bis zu 6,5 Prozent und sogar die 12900K um 2,5 Prozent. Bei den Anwendungen liegt die 7700X mal vor der 12700K und mal dahinter, hat aber alles in allem leichte Vorteile.

Leider ist der 7700X ein kleiner Heisssporn: Unter Volllast wird er bis zu 95 Grad heiss bei 142 Watt Leistung. Das ist im Vergleich zur indirekten Vorgängerin 5800X enorm. Du brauchst also eine gute Kühlung.

Zum Launch kostet der 7700X 29.95 Franken pro Thread – also deutlich mehr als der 12700K, der mit 22.45 Franken zu Buche schlägt. Preislich steht der Prozessor also nicht gut da. Hinzu kommt, dass AMD ausschliesslich auf DDR5 RAM setzt. Das ist zwar die Zukunft, derzeit aber noch teurer als DDR4 RAM. Beim 12700K und den kommenden Alder-Lake-Prozessoren kannst du wählen, ob du auf DDR4 oder DDR5 setzt. Das verschafft Intel einen weiteren Preisvorteil.

Es ist zudem noch nicht klar, wie gut die Raptor-Lake-Prozessoren performen werden. Da diese demnächst herauskommen, würde ich Reviews dazu abwarten.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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