Sony FX30 im Kurztest: Gute Kleinformat-Videokamera zu fairem Preis
Produkttest

Sony FX30 im Kurztest: Gute Kleinformat-Videokamera zu fairem Preis

Als «Einsteiger-Cinema-Kamera» verkauft Sony die neue Cinema Line FX30 – günstig soll sie sein und trotzdem alle Profi-Funktionen haben. Diesen Spagat schafft sie, die Zielgruppe dürfte aber klein sein.

Mit der FX30 hat Sony eine langweilige neue Kamera vorgestellt. Lass mich kurz ausholen: Sony ist die Königin der Produktnischen. Die Firma hat für jede noch so kleine Zielgruppe eine andere Kamera. Die normale Alpha 7 ist ein Vollformat-Allrounder zu einem vernünftigen Preis. Die A7R ist auf hohe Auflösungen spezialisiert, die A7S auf Video, die A9 auf Sport. Und die A1 kann einfach alles, kostet aber ein kleines Vermögen. Genug Auswahl, dürfte man meinen. Aber nein – Anfang 2021 packte Sony die Technik der Video-fokussierten Alpha 7S III in einen neuen Body, nannte sie FX3 und vermarktete sie als «Cinema-Kamera». Der einzige Unterschied zur A7S-Linie ist ein anderes Gehäuse mit einem anderen Button-Layout und ein paar Gewinden, die ein Cage ersetzen sollen.

Jetzt hat Sony es wieder getan. Die neue FX30 soll eine weitere Nische abdecken: ambitionierte Filmemacher und Filmemacherinnen mit kleinem Budget, die nicht auch noch fotografieren wollen. Der neuste Wurf ist eine FX3 mit APS-C-Sensor und kostet etwas mehr als die Hälfte der grossen Schwester. Die Funktionen und das Gehäuse sind praktisch identisch.

Zuverlässig gute Bildqualität

Die FX30 erbt sämtliche Auflösungen, Codecs und Framerates von der FX3. Sie kann also 4K mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde (FPS) in 10 bit 4:2:2 filmen. Auch das cineastische Farbprofil «S-Cinetone» und den «Cine EI Modus» hat die FX30. Bei einer Framerate von 60 FPS oder weniger entstehen die 4K-Aufnahmen durch Oversampling, das den vollen 6K-Sensor nutzt. Das funktioniert sehr gut und die Schärfe der Videos ist hervorragend. Bei 120 FPS wird das 4K-Bild dann aber Pixel für Pixel aus dem Sensor geschnitten, was zu einem 1,62-fachen Crop führt. Das ist schade und einer der wenigen Nachteile gegenüber teureren Vollformat-Modellen.

Davon abgesehen ist das Bild für mich auf den ersten Blick kaum von Videomaterial aus Kameras wie der FX3 oder der A1 zu unterscheiden. Da der APS-C-Sensor nur rund halb so viel Fläche hat wie ein Vollformat, ist der Dynamikumfang geringer und das Bild rauscht bei hohen ISO-Werten stärker. Im Vergleich mit meiner Sony A1 ist die FX30 in beiden Belangen gut eine Blendenstufe im Nachteil. Die FX3 ist als Low-Light-Königin bekannt und wäre bei höheren ISO-Werten wahrscheinlich nochmal etwas sauberer. Ich würde die FX30 im Picture Profile «S-Cinetone» als nutzbar bis ISO 6400 bezeichnen. Das ist noch immer ein guter Wert, in der Praxis filme ich ohnehin fast nie jenseits von ISO 800. Im folgenden Video siehst du Beispielaufnahmen von FX30 und A1 bei verschiedenen Empfindlichkeiten im direkten Vergleich:

Ansonsten hat die FX30 die gleichen Stärken wie alle aktuellen Sony-Kameras: Der blitzschnelle Autofokus heftet sich extrem zuverlässig an Augen und jagt praktisch nie. Die Menüs sind aufgeräumt und logisch. Alle nötigen Anschlüsse sind vorhanden, unter anderem ein HDMI-Output in voller Grösse. Auch ein In-Body-Bildstabilisator ist verbaut. Die FX30 scheint insgesamt eine sehr runde Kamera zu sein, die einfach zuverlässig funktioniert und saubere Videos liefert – egal in welcher Framerate und mit welchen Bildeinstellungen. Das klingt selbstverständlich, ist es aber im Videobereich auch bei modernen Kameras nicht. An der Bedienung habe ich ebenfalls nichts zu meckern, die Buttons sind klar aufs Filmen ausgelegt, was ich angenehm finde.

Zum Fotografieren nimmst du lieber was anderes

Kann die FX30 auch Fotos machen? Ja, wenn es sein muss. Die Bilder haben eine Auflösung von 26 Megapixeln. Es fehlt aber ein mechanischer Verschluss und ein Sucher, auch die Bedienung macht im Foto-Modus weniger Sinn. So ist Fotografieren zwar möglich und liefert auch brauchbare Resultate, macht aber wenig Spass.

Die Buttons sind auf Video ausgelegt, das sieht man schon an Beschriftungen wie «Peaking» und «Zebra».
Die Buttons sind auf Video ausgelegt, das sieht man schon an Beschriftungen wie «Peaking» und «Zebra».

Zudem bleibt für mich die offene Frage: Was macht Sony in Zukunft aus seinem APS-C-System? Bisher gibt es zwar einige gute Objektive für den kleineren Sensor, die Auswahl ist aber klein. Der Fokus liegt wie bei den meisten Herstellern klar auf dem Vollformat. Zwar lassen sich auch diese Linsen problemlos auf die FX30 schrauben, doch dann wird der Preisvorteil aufs Komplettsystem bezogen deutlich kleiner. Und wer nicht zwingend die Video-zentrierte Bedienung oder 120 FPS braucht, bekommt mit der Sony Alpha 7 IV für nur 400 Franken mehr (mit der momentanen Promo sogar nur 100 Franken mehr) den grösseren Sensor und eine echte Hybridkamera:

  • Produkttest

    Die Sony Alpha 7 IV zeigt kaum Schwächen

    von David Lee

Fazit: Videokamera ohne Schwächen zu moderatem Preis

Die Sony FX30 ist keine besonders aufregende neue Kamera. Sie ist nicht mehr und nicht weniger als eine Budget-FX3. Das klingt langweilig, ist aber ein Kompliment. Denn die FX3 ist nach wie vor eine der besten Videokameras auf dem Markt. Fast all ihre Stärken erbt die neue FX30: ein nahezu unfehlbarer Autofokus und ein zuverlässiges einwandfreies Bild in allen Einstellungen, Framerates und Codecs. Der einzige Wermutstropfen ist der stärkere Crop bei 120 FPS. Und dann bleibt die Tatsache, dass die FX30 nun mal keinen Vollformat-Sensor hat. Das hat wie erwartet ein stärkeres Bildrauschen und einen geringeren Dynamikumfang zur Folge. Die FX3 kostet aber mit XLR-Griff 5000 Franken, die FX30 nur 2800. Als Einsteiger brauchst du wahrscheinlich den Griff ohnehin nicht, da du ein normales Mikrofon verwenden wirst. Dann sinkt der Preis auf 2300 Franken. Dafür finde ich die Leistung hervorragend.

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Videokamera
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26 Mpx

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Für wen ist die Sony FX30 also geeignet? Ich sehe zwei mögliche Anwendungen: Einerseits Youtuberinnen oder Filmstudenten, die mit schmalem Budget den Einstieg in die professionelle Videoproduktion suchen – gerade in Kombination mit leichten APS-C-Objektiven wie dem 11 mm f/1,8 ist die FX30 auch eine sehr gute Kamera für Vlogger. Andererseits ist Sonys Neuzugang eine perfekte Zweitkamera neben einer FX3, Alpha 7S III oder Alpha 1. Denn sie lässt sich sowohl in Sachen Bedienung als auch Bildqualität nahtlos in einen bestehenden Sony-Video-Workflow integrieren. Die Königin der Produktnischen wird damit ein paar weitere Untertanen gewinnen.

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann wahrscheinlich an meinen Fingerspitzen mitten in einer Felswand.


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