
Ratgeber
Streaming-Highlights im November: Diese Filme und Serien darfst du nicht verpassen
von Luca Fontana
Neuer Monat, neue Streaming-Tipps. Ob Netflix, Sky, Disney+, Paramount+ oder Apple TV+: Hier erfährst du, welche Serien und Filme diesen November auf den Streaming-Diensten laufen.
Wieviele Kekse in einer Spekulatius-Packung sind? Etwa 53. Aber ich geb’s zu: Das ist reine Spekulation. Weniger spekulativ sind meine Serien- und Film-Tipps für den November. Es sei denn, ich hätte was vergessen. Falls ja, schreib’s in die Kommentarspalte.
Kennst du «All the Light We Cannot See», das Buch, das von Autor Anthony Doerr im Jahr 2014 veröffentlicht wurde und später den Pulitzer-Preis gewann? Ich nicht. Womöglich zu unrecht. Das Buch handelt von zwei jungen Menschen, die im Zweiten Weltkrieg in Frankreich aufeinandertreffen: Marie-Laure LeBlanc, ein blindes Mädchen, das in Paris lebt, und Werner Pfennig, ein deutscher Junge, der in einem Waisenhaus aufwächst und später von der Wehrmacht eingezogen wird. Aber als der Krieg ausbricht, wird Werner beauftragt, nach Frankreich zu gehen, um dort eine gewisse Marie-Laure aufzuspüren und zu töten. Denn Werner ist mittlerweile Funker – und Marie-Laure betreibt ein Radio des Widerstands.
Das Besondere am Buch: Die Geschichte wird in zwei Handlungsstränge aufgeteilt: Zuerst erfahren wir Marie-Laures Sicht der Dinge. Dann Werners. Klingt, als ob ich das unbedingt mal lesen sollte. Oder ich schaue mir gleich die Netflix-Adaption an. Hauptdarstellerin Aria Mia Loberti wird bereits von allen Kritiken gelobt. Dazu gesellen sich hochkarätige Nebendarsteller wie Mark Ruffalo und Hugh Laurie. Und: Shawn Levy, der unter anderem bei «Stranger Things» Regie führte, inszeniert den Stoff zusammen mit «Peaky Blinders»-Autor Steven Knight.
Start: 2. November
Wo: Netflix
Sylvester Stallones Geschichte, Mythos und Legende ist wahrhaftig jene des Underdogs, an den niemand glaubt, der trotzdem kämpft und siegt. Denn das Leben des heutigen Superstars war anno 1976 alles andere als einfach. Mit einem halbseitig gelähmten Gesicht rät ihm alle Welt von einer Schauspielkarriere ab. Aber Sly hält an seinem Traum fest. Selbst, als er in der Gosse landet, kurz vor der Selbstaufgabe und am Rande der Kriminalität. Schliesslich packt er es doch: Im Alter von nur 30 Jahren liefert er nicht nur einen später Oscar-prämierten Film ab, sondern einen der besten Sportfilme aller Zeiten. Im Alleingang. Als Autor. Regisseur. Und Hauptdarsteller. Gegen alle Widerstände. Mit einem Budget von nur einer Million Dollar – und in gerade mal 28 Drehtagen.
«Rocky».
Keine Chance, dass ich diese Netflix-Doku verpassen werde. Und falls du Slys Werdegang noch nicht kanntest, musst du die Doku einfach schauen. Unbedingt. Oder meinen Artikel oben lesen, in dem ich einst für eine alte Artikel-Reihe bis in die Tiefen seiner Kindheit zurück recherchiert habe. Denn ich kenne kaum eine andere Geschichte, die so inspirierend ist wie seine.
Start: 3. November
Wo: Netflix
«Endlich!», höre ich dich schon sagen. Denn die Wartezeit auf die zweite Staffel von «Invincible» fühlte sich wirklich grausam lange an. Schliesslich gibt es kaum eine andere Zeichentrickserie, die aktuell bessere Bewertungen bekommt. Zu Recht. «Invincible» überzeugt durch gut ausgearbeitete Charaktere, spannende Geschichten und Plot Twists, die so viel Wucht haben, dass sie sich wie ein Schlag in die Magengrube anfühlen.
Die Geschichte erzählt dabei von Mark Grayson, im Original von «The Walking Dead»-Star Steven Yeun gesprochen. Grayson ist ein junger Superheld, der in die Fussstapfen seines stolzen Vaters Omni-Man (eine stimmliche Naturgewalt: J.K. Simmons) tritt, dem mächtigsten Superhelden aller Zeiten. Doch was zunächst wie eine klassische Superheldengeschichte beginnt, entwickelt sich schon in der ersten Folge zu einer tiefgründigen Erzählung über Moral, Verantwortung und die Konsequenzen von Superkräften – auch in Form von roher, grässlicher und schockierender Gewalt.
Start: 3. November
Wo: Prime Video
Eigentlich ist das Leben der jungen Eva Bruhns (Katharina Stark) schön: Das Gasthaus ihrer Eltern, «Deutsches Haus», läuft gut, als Dolmetscherin für polnische Sprache verdient sie etwas für die Haushaltskasse mit und ihre Verlobung mit einem wohlhabenden Versandhauserben steht kurz bevor. Doch dann wird sie kurzfristig als Übersetzerin zu Gericht in Frankfurt am Main gebeten – zum ersten Strafprozess, bei dem ehemalige SS-Offiziere für ihre Verbrechen im Konzentrationslager Auschwitz angeklagt werden. Der fördert nicht nur das ganze Ausmass der Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten zu Tage, sondern auch die verlogenen Gemütlichkeit von Evas eigener Familie, die ihre Mittäterschaft zu verdrängen versucht.
Harter Tobak: Der Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963 war nicht nur eines der wichtigsten Gerichtsverfahren in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Er war auch der erste bedeutende Schritt in der juristischen Aufarbeitung der Holocaust-Verbrechen, der das wahre Ausmass der Gräueltaten Nazi-Deutschlands der breiten Öffentlichkeit bekannt machte. Namentlich die Morde, Folterungen und Misshandlungen von Millionen von Juden, Roma und Kriegsgefangenen in deutschen Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkriegs.
Pflichtprogramm für mich. Auch, weil «Deutsches Haus», die Mini-Serie, tatsächlich die erste filmische Aufarbeitung des besagten Prozesses ist. Sie basiert auf dem gleichnamigen Roman, der 2018 von Annette Hess geschrieben wurde. Und Hess ist es auch, die bei der Serie als Showrunner fungiert.
Start: 15. November
Wo: Disney+ (Star)
Ein Geheimtipp, der längst keiner mehr ist: «Yellowstone». 2018 startete bereits die erste Staffel – damals noch von Kritikerinnen und Kritikern verschmäht – so erfolgreich, dass eine zweite Staffel rasch beschlossene Sache war. Und das Publikum, das gerade anfangs für das Fortbestehen der Serie so wichtig war, sollte Recht behalten: «Yellowstone» geniesst mittlerweile auch unter der Kritikerschaft ein hohes Ansehen und wurde für zahlreiche Emmy- und Golden-Globe-Awards nominiert, unter anderem in Kategorien wie «Outstanding Drama Series» und «Best Television Series – Drama».
Wohl, weil es derzeit schwierig ist, eine andere Serie zu finden, die mindestens so bildgewaltig wie spannend ist. «Yellowstone» spielt nämlich im titelgebenden Nationalpark in Montana, in dem die Dutton-Familie versucht, ihr Ranch-Imperium gegen andere Rancher, Landentwickler und Indianer zu beschützen – wenn nötig mit Gewalt. Und nein, die Serie spielt nicht wie ihr Spin-Off «1923» in der Vergangenheit, wo’s noch normal war, wenn die Menschen das Gesetz manchmal in die eigene Hände nehmen mussten, sondern in der Gegenwart. Aber so läuft das Landleben vor der atemberaubenden Kulisse des Yellowstones nunmal. Selbst heute noch. Genau das zeigt «Yellowstone», die Serie. Genau das macht sie so einzigartig gut.
Start: 10. November (Schweiz) / 16. November (Deutschland)
Wo: Sky Show mit Entertainment-Pass (Schweiz) / Paramount+ (Deutschland)
Einer von Netflix’ grössten Erfolgen geht in die finale Runde: «The Crown». Im Zentrum: Natürlich immer noch die Queen. Und noch immer von Imelda Staunton gespielt. Sie ist die dritte Schauspielerin, die im Laufe der Serie die Krone trägt. «The Crown» ist nämlich die fiktionalisierte, aber durchaus akkurat (akkurat genug) erzählte Geschichte der britischen Monarchin, die in der ersten Staffel mit ihrer Krönung 1947 begann.
Mittlerweile sind wir in den 1990ern angelangt und nähern uns damit dem schicksalhaften Ereignis, an dem die meisten von uns wohl den grössten Bezug haben: Das tragische Dahinscheiden von Prinzessin Diana. Da begriff ich zum ersten Mal, welche institutionelle Bedeutung die Monarchie in Grossbritannien hat. Vor allem, als der Medienkrieg rund um Diana und Charles losging – und mit dem Unfalltod der Prinzessin endete.
Start: 16. November
Wo: Netflix
Vor fast zwei Monaten berichtete ich über den kommenden japanischen «Godzilla»-Kinofilm. Ganz nach dem Motto: Wer braucht schon Hollywood? Nun, Hollywood denkt nicht ans Aufhören und stampft kräftig weiter – und zwar mit einer «Godzilla»-Serie, die im sogenannten «Monsterverse» spielt. Das ist Warner Brothers filmisches Universum, in dem alle drei bisherigen «Godzilla»-Filme seit 2014 und «Kong: Skull Island» aus dem Jahr 2017 spielen.
Die Serie selbst heisst «Monarch: Legacy of Monsters» und erzählt eine Geschichte, die sich über drei Generationen hinweg zwischen den 1950er-Jahren und der Gegenwart spannt. Damit ist die Serie keine direkte Fortsetzung von «Godzilla vs. Kong», sondern ein Prequel, das die historischen Lücken zwischen den bisher erschienenen Filmen schliessen soll. Klingt aufregend. Werde ich mir angucken.
Start: 17. November
Wo: Apple TV+
Leute, ich weiss nicht. Was Netflix da aus der sadistischen, aber gesellschaftskritischen Prämisse von «Squid Game» macht, fühlt sich falsch an. Wir erinnern uns: Squid Game ist in der Serie nicht irgendein Spiel. Es ist ein Experiment, organisiert von den Reichen. Die sind vor lauter Überfluss derart gelangweilt, dass sie jene verzweifelten Armen zum Spiel einladen, die nicht wissen, wie sie sich und ihre Familien ernähren sollen. Wer eine Spielrunde nicht besteht, wird «disqualifiziert». Hingerichtet. Wer zwischen den Spielen andere tötet, der hat beim nächsten Spiel weniger Konkurrenz. Und wer zum Schluss noch lebt, dem winken viele Millionen als Preisgeld – ein Ausweg aus ihrer Misere.
Das Konzept ausgedacht hat sich der südkoreanische Regisseur und Drehbuchautor Hwang Dong-hyuk. Seine Serie wollte er aber nie als sensationsheischendes Befriedigen sadistischer Ideen verstanden wissen, sondern als Warnung. Als Aufschrei. Denn «Squid Game» weist nicht nur auf unter den Teppich gekehrte Missstände Südkoreas hin, sondern wühlt überraschend drastisch darin rum. Jetzt, zwei Jahre später, wird das Konzept zur Reality-TV-Game-Show – und die Gesellschaftskritik darin ad absurdum geführt.
Die amerikanischen Teilnehmenden etwa klatschen beim Anblick der beklemmenden Schlafsäle aus der Serie jauchzend und freudig in die Hände. Feiern jede neue Dollarnote, die in den Jackpot fällt (was in der Serie den Tod anderer Teilnehmenden bedeutet) und können sich ihre Freudentränen beim Betreten des verstörenden Kinderspiel-Sets «Rote Ampel, grüne Ampel» kaum verkneifen. Ich will nicht heuchlerisch sein: Ja, meine Neugier kann nicht anders, als zumindest einen Blick zu riskieren. Aber letztlich vielleicht auch nur, um euch später einen epischen Rant darüber abzuliefern.
Start: 22. November
Wo: Netflix
Nein, das ist kein Déjà-Vu. «Faraway Downs» ist tatsächlich der Kinofilm «Australia» aus dem Jahr 2008 – aber im Serienformat. Sprich: Zur bereits langen Laufzeit von zwei Stunden und 45 Minuten kommt noch eine Stunde dem Schnitt zum Opfer gefallenes Material, ein komplett neues Ende (das ich dir aus Spoiler-Gründen nicht zu googeln empfehle) und eine Stückelung in sechs Kapiteln hinzu. Und: Grosse Teile der Story wurden komplett neu geschnitten und arrangiert. Das soll der Erzählweise der Serie zugutekommen, die eben doch anders ist als in einem Film.
Wieso das alles? Nun, dass der exzentrische Regisseur Baz Luhrmann («Moulin Rouge») nie glücklich mit «Australia» war, ist kein Geheimnis. Nicht zuletzt wegen des Filmendes, das ihm vom Studio aufgezwungen wurde. Oder den damals schlechten Kritiken. Dabei wurde der Film einst als potenzieller Oscar-Abräumer gehandelt. Dann, ein Jahrzehnt später, kam die Corona-Pandemie. Die Dreharbeiten zu seinem damaligen Film «Elvis» stoppten. Und Luhrmann, ausgestattet mit zu viel Zeit, wühlte mal wieder melancholisch durch das nie vollends ausgeschöpfte «Australia»-Material. Genau da kam ihm die Idee: Wieso nicht den Film mit dem nie gezeigten Material als Serie für die heutige Streaming-Landschaft neu aufgleisen? Verbessert – und mit seinem Ende?
So verschlägt es die englische Adlige Sarah Ashley (Nicole Kidman) 15 Jahre nach Kinorelease erneut ins unbändige Australien des Jahres 1939, um dort zunächst widerwillig die Rinderfarm ihres ermordeten Mannes zu übernehmen. Mit der Hilfe des kernigen Drover (Hugh Jackman) gelingt ihr das sogar. Doch dann beginnt nicht nur der rachsüchtige Neil Fletcher (David Wenham) sie und ihr Unterfangen zu sabotieren – der Zweite Weltkrieg bricht aus.
Start: 26. November
Wo: Disney+ (Star)
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»