Wacom Cintiq 16 und 22 im Test: Kreativ-Stift-Displays im Alltag einer Fotografin
Produkttest

Wacom Cintiq 16 und 22 im Test: Kreativ-Stift-Displays im Alltag einer Fotografin

Jan Johannsen
16.12.2019

Grafiktabletts oder Stift-Displays, wie Wacom das Cintiq 16 und das Cintiq 22 nennt, sind Arbeitsgeräte für Profis und deswegen mache ich den Test nicht selber, sondern gebe die zwei der Hamburger Fotografin Katrin Saalfrank, damit sie sie bei der Arbeit benutzt.

Optisch sehen das Cintiq 16 und das Cintiq 22 wie unterschiedlich große Geschwister aus. Es gibt aber noch mehr Unterschiede als die Größe, die Auflösung der integrierten Bildschirme gehört allerdings nicht dazu.

Unkomplizierter Aufbau und schnelle Einrichtung

Etwas erschrocken schaut Katrin mich an, als ich ihr die beiden Wacom-Tabletts vorbei bringe: «Ist das ein Fernseher?» Auch ich war von der Größe des Kartons des Cintiq 22 überrascht. Aber bei einer Displaygröße von 22 Zoll entspricht die Verpackung eher einem Monitor oder kleinen Fernseher als einem Notebook. Auch der Gewichtsunterschied ist größer als die sechs Zoll Größenunterschied vermuten lassen. 1,9 Kilogramm wiegt das kleine Modell ohne Standfuß, das große Cintiq kommt auf 5,6 Kilogramm.

Cinitq 16: Viel Rahmen um den Bildschirm.
Cinitq 16: Viel Rahmen um den Bildschirm.

Dafür hat das Cintiq 22 einen Standfuß im Lieferumfang (noch ein Grund, warum der Karton so groß ist), den du zum Cintiq 16 dazukaufen musst. Dieser sei «super stabil» berichtet Katrin als ich die beiden Grafiktabletts wieder abhole: «Der ist leicht zu handhaben und jeder kann sich den besten Arbeitswinkel einstellen.» Zudem sei es praktisch bei längeren Retuschearbeiten verschiedene Winkel einstellen zu können, um den Nacken zu entlasten.

Der Cintiq 16 stünde auf seinen kurzen ausklappbaren Füßen auch stabil, erzählt mir Katrin, allerdings eben nur mit einem Winkel. Besonders flexibel ist das kleine Grafiktablett nicht. «Ich habe versucht es ein paar Zentimeter zu verschieben und sofort ist ein Fuß eingeklappt. Zum Bewegen, muss man es schon anfassen und hochheben.»

Die kleinen ausklappbaren Standfüße des Cintiq 16.
Die kleinen ausklappbaren Standfüße des Cintiq 16.
Der Wacom Pro Pen 2 hält an der Seite.
Der Wacom Pro Pen 2 hält an der Seite.

Der Aufbau gestaltet sich problemlos. Unterschiede gibt es aber bei den mitgelieferten Kabeln. Dem Cintiq 22 legt Wacom je ein HDMI-, USB- und Stromkabel bei. Im Karton des Cintiq 16 findest du dagegen einen proprietären 3-in-1-Anschluss, der HDMI, USB und Stromübertragung in einem Kabel vereint. Die Installation der Treiber und der Software klapp bei Katrin auf Anhieb. Hast du schon mit anderen Wacom-Tabletts gearbeitet, musst du dich nicht umgewöhnen. Die Menüführung sowie die Einstellungen von Stift und Tablett seien wie bei anderen Wacom-Modellen.

Schon vor der Arbeit mit den Stift-Displays fallen Katrin die breiten Rahmen um die Bildschirme auf: «Das wirkt nicht gerade modern und entspricht nicht dem, was ich heutzutage von anderen technischen Geräten gewohnt bin. Für die Benutzung sind die breiten Ränder nicht nötig, stören zum Glück aber auch nicht.»

Cintiq 22
Cintiq 22

Frühe Begeisterung flacht ab

Katrin arbeitet schon seit Jahren mit Stifttabletts von Wacom. Beim Cintiq 16 und 22 ist für sie neu, dass sie das Bild, das sie gerade bearbeitet, direkt auf dem Tablet sieht. Das gefällt ihr auf Anhieb: «Erster Eindruck TOP, das will ich ab sofort immer!» Allerdings kommt ihr über Jahre eingespielter Arbeitsablauf ins Stocken. Die beiden Cintiqs lassen sich nicht als vollautomatische Touchdisplays verwenden.

«Ich bin es gewohnt mit Stifttablett und einer Tastatur für Shortcuts zu arbeiten. Bereits das kleine Cintiq ist so groß, dass die Tastatur weit weg steht und sich nicht mehr im Workflow einbinden lässt.» Sie könne zwar auch die Werkzeuge und andere Anpassungen im Menü mit dem Stift aufrufen, das dauere aber viel länger als mit den Tastatur-Kurzbefehlen. Quasi als kleinen Tastatur-Ersatz bietet Wacom eine «Express Key»-Fernbedienung an, deren 17 Tasten sich mit Befehlen belegen lassen.

Von der weiter entfernt stehenden Tastatur abgesehen, konnte Katrin einwandfrei mit dem Cintiq 16 und Cintiq 22 arbeiten. Der Stift hat mit 8192 Druckstufen eine hohe Genauigkeit und liege auch nach Stunden noch angenehm in der Hand. Allerdings habe er einige Male kurz die Verbindung verloren und nicht reagiert. Nach wenigen Sekunden war die Verbindung aber immer wieder von alleine da.

Beide Cintiqs haben die gleiche Auflösung von 1920×1080 Pixeln. Beim 16 Zoll Modell reiche das noch zum Arbeiten, aber eine höhere Auflösung wünscht Katrin sich trotzdem: «Für 1000 Euro erwarte ich mittlerweile zumindest WQHD.» Zudem wirken die Farben blass und für deren Kontrolle war immer noch der Blick zum kalibrierten Monitor nötig. Das Cintiq 16 und 22 sind ihrerseits zwar mit demWacom Color Manager und anderen Geräten kalibrierbar, aber der Kundenservice von Wacom gab Katrin zu verstehen, dass die Farben bei den einfacheren Cintiq-Modellen natürlich nicht so genau sind, wie sie bei den Pro-Modellen seien. Und das sind das Cintiq 16 und 22 ebenso nicht. «Ein Referenzmonitor ist also bei den einfachen Modellen so oder so notwendig.»

Das Cintiq 22 lässt sich höher aufrichten und ist bei der Neigung flexibel.
Das Cintiq 22 lässt sich höher aufrichten und ist bei der Neigung flexibel.
Für das Cintiq 16 kannst du den Standfuß dazu kaufen, beim Cintiq 22 liegt er in der Packung.
Für das Cintiq 16 kannst du den Standfuß dazu kaufen, beim Cintiq 22 liegt er in der Packung.

Fazit: Gute Werkzeuge, aber nicht für die Fotografin

Aber auch ohne farbechte Darstellung auf den Stift-Displays macht Katrin die Arbeit mit dem Wacom Citinq 16 und Citinq 22 Spaß, da sie direkt auf dem Bild retuschieren kann. Die Ankündigung nie wieder zu einem herkömmlichen Stifttablett zurück zu wollen – ähnlich wie beim Umstieg von Maus zum Stifttablett – tritt nicht ein. Zur Maus will Katrin wirklich nicht zurück, hat aber keine Probleme damit zu ihrem Grafiktablett ohne Display zurück zu kehren: «Die Bildbearbeitung ist ohne Tastatur und Shortcuts oder die Express-Key-Fernbedienung viel aufwändiger.» Beim Cintiq 16 ginge das vielleicht noch, aber beim Cintiq 22 auf gar keinen Fall.

Für die «Express Key»-Fernbedienung und das Kalibriergerät würden zudem weitere Kosten anfallen. «Bei knapp 1000 Euro, die das große Cintiq 22 ohne das Zubehör kostet, würde ich als Fotografin eher zu einem guten Monitor und dem altbewährten Stifttablett greifen.»

9 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar
Jan Johannsen
Content Development Editor
jan.johannsen@galaxus.de

Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar