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Produkttest

Eine günstige Garmin-Uhr erweist sich als Motivationskünstlerin

Mein Plan ist aufgegangen. Ich habe mal wieder einen Halbmarathon in weniger als zwei Stunden absolviert. Geholfen hat mir dabei eine der günstigsten Uhren von Garmin.

Obwohl überzeugter Apple-Watch-Nutzer, bin ich seit Juli rückfällig: Seither trage ich eine Garmin am Handgelenk. Zusätzlich zur Apple Watch natürlich. Das kam so: Meine Motivation fürs Laufen hatte schleichend, aber stetig nachgelassen, mal war’s zu heiss, mal redete ich mir ein, lieber ein gutes Buch lesen zu müssen. Die Kurve in der «Fitness»-App von Apple lief langsam nach unten. Was das bedeutete, merkte ich bei einem 10-Kilometer-Lauf des ZKB Zürilauf Cup. Ich schleppte mich mit einer für mich enttäuschenden Zeit ins Ziel. So konnte es nicht weitergehen, ich musste etwas tun gegen den Schlendrian!

Ich erinnerte mich an eine Laufuhr von Garmin, Modell Venu, die ich vor Jahren benutzt habe. Bevor ich zum Apple-User wurde. Die Erinnerung war positiv, und so besorgte ich mir ein aktuelles Modell, um wieder mehr zu laufen. Die Top-Modelle testet Kollegin Siri. Ich wollte eh nicht viel Geld ausgeben und griff zum Einsteigermodell, die Forerunner 165.

Ich war überrascht, was man für relativ wenig Geld bereits bekommt: farbiges OLED-Display mit Touchfunktion, dazu auch praktische Knöpfe, Sensoren für Herzfrequenz, Temperatur, Höhe, Beschleunigung, Umgebungslicht, weiterhin einen Kompass und Positionsbestimmung über GPS, Glonass und Galileo. Und das alles bei einer Batterielaufzeit von elf Tagen. Klingt beeindruckend, sie reduziert sich aber deutlich, wenn während eines Laufs permanent Standortdaten abgerufen werden. Trotzdem: Eine Woche mit drei, vier Trainings schafft der Akku locker.

Mit Forerunner zum Halbmarathon

Im Test will ich vor allem herausfinden, wie gut und nützlich die Sensoren der Forerunner sind und wie sie mich auf einen Halbmarathon vorbereitet. Dazu nutze ich die Möglichkeit, einen Garmin-Run-Coach-Plan zu erstellen. Ich gebe ein paar Daten wie Grösse, Geschlecht und Gewicht an und definiere die Zeit, mit der ich die 21,1 Kilometer schaffen möchte. Es sind noch zehn Wochen bis zum Event. In der App definiere ich, an welchen Tagen ich trainieren kann und will.

In der App lege ich meinen Trainingsplan an.
In der App lege ich meinen Trainingsplan an.

Auf dieser Basis wird der Trainingsplan für mich berechnet. Erste Aktivität ist ein Einstufungslauf. Bei diesem muss ich jeweils zehn Minuten im vorgegebenen Tempo laufen. Wobei Tempo … so langsam jogge ich normalerweise nie. Ständig piept die Uhr und mahnt, dass ich zu schnell unterwegs bin. Auf dem Display sehe ich zudem einen grünen Bereich, in dem mein Tempo liegen sollte. Ist der kleine Pfeil zu weit rechts, mache ich langsamer.

Vorbereitung in Phasen

Das Zieltempo zu erreichen, bleibt in den folgenden Tagen die grösste Herausforderung. Zurecht, es ist tatsächlich wichtig, denn wie jeder Läufer und jede Läuferin weiss: Nur wer langsam laufen kann, wird auch richtig schnell. Mein Zehn-Wochen-Plan sieht verschiedene Phasen vor. Sie heissen:

  • «Basis» mit dem Ziel, die aerobe Fitness zu verbessern.
  • «Build» mit Erhöhung der Intensität, um den aeroben Bereich zu verbessern.
  • «Max.» ist die «Höchstperformphase» und dauert knapp drei Wochen; hier geht es in den anaeroben Bereich mit Sprints und vielen Intervallen.
  • «Reduzierung des Trainings», also Zurückfahren des Trainingsvolumens, aber Beibehaltung der Intensität; das verringert auch das Risiko von Verletzungen.
  • «Zieltag Event» für den Wettkampftag, die kürzeste Phase mit einem Tag.

Ich laufe, was mir Garmin befiehlt und in den Kalender stellt. Mal eine lockere halbe Stunde, mal eine Einheit mit knackigen Intervallen, mal einen Longrun. Und die wenigen Erholungstage nehme ich dankbar an.

Bereits nach knapp zwei Wochen spüre ich einen Effekt. Ich fühle mich wieder so lauffit wie zuletzt vor ein paar Jahren. Die Garmin-App unterstützt mich mit einem Psycho-Boost. Die Daten zu den absolvierten Trainings werden genutzt, um eine Zeit zu errechnen, die ich am 20. September, dem Tag meines Halbmarathons, schaffen könnte. Ausserdem errechnet sie ein «Fitnessalter». Das schmeichelt mir sehr, werde ich doch vom Algorithmus auf 38 Jahre taxiert statt der 47, die auf meinem Ausweis stehen. Redaktionskollege und Sportfreund Olla ist offiziell nur vier Jahre jünger als ich. Sein «Fitnessalter» liegt bei 20 Jahren. Entweder spinnt bei ihm der Algorithmus oder er hat einen Jungbrunnen zuhause.

Mehr und noch mehr Training

In den ersten drei Wochen habe ich Ferien und trainiere wie besessen. Die Zielzeit für den Halbmarathon wird nach jedem Lauf besser. Statt der gewünschten 1:58 Stunden zeigt es mir bald an, ich könnte auch 10 Minuten schneller ankommen. Ziel erreicht, denke ich. Da könnte ich doch nun weniger trainieren, einfach nur das Niveau halten. Stattdessen habe ich weiterhin täglich einen Auftrag im Kalender – mit Ausnahme der beiden Wochentage, die ich selbst als trainingsfrei definiert habe. Garmin gönnt mir keine Pause.

Mir lässt das keine Ruhe. Ich frage bei Garmin nach, wie sich Laufzeitprognose und Trainingsplan zueinander verhalten. Die Antwort kommt per E-Mail von Laura:

Die prognostizierte Zielzeit ist nicht dein Trainingsziel, sondern eine Leistungsprognose, die zeigt, welches Ergebnis du aufgrund deiner aktuellen Fitnesswerte vermutlich erreichen könntest.

Nun, in der Woche vor dem Greifenseelauf prognostiziert mir die App eine Zeit von 1:42 Stunden, gemäss Angaben von Garmin soll das «sehr zuverlässig» sein. Ich halte die Angabe für unrealistisch. Es gibt da so etwas wie Steigungen auf der Strecke, zudem den Faktor Wärme, der mich erfahrungsgemäss ausbremst.

Von der Garmin-Expertin gibt es noch einen weiteren guten Rat: Ich soll die Vorgaben im Trainingsplan als «Motivations-Feature» verstehen. Der Algorithmus der Uhr ist also so programmiert, dass er mich immer weiter pusht, um ein besseres Ergebnis zu erreichen. Immer fordernd, nie gütig.

Datensammeln auch in der Nacht

Für die Leistungsprognose greift Garmin auf Daten zu, die ich während des Tragens produziere. Auch nachts. Wie lange und gut ich schlafe, hat einen Einfluss darauf, wie viele Stunden die Regeneration nach einem Lauf dauert. Hier ist Garmin nicht konsistent: Nach einem langen Lauf zeigte mir die Uhr zum Beispiel 39 Stunden Erholungsdauer an, gleichzeitig stand schon für den nächsten Tag wieder ein Training im Plan.

Auf der Unterseite sitzen der Anschluss fürs Ladekabel und die Sensoren der Forerunner 165.
Auf der Unterseite sitzen der Anschluss fürs Ladekabel und die Sensoren der Forerunner 165.

Mehr Funktionen als ich brauche

Die Forerunner 165 ist ein Modell für den Einstieg, «bereit für meine ersten Laufziele», wie Garmin auf der eigenen Website schreibt. Das ist fast zu bescheiden, denn die Sportuhr kann viel mehr. Ich habe die Bezahlfunktion aktiviert und beim Hofladen mit ihr bezahlt, Spaziergänge aufgezeichnet, den Weg mit dem Velo ins Büro, eine Wanderung im Tessin und ein paar Schwimmtrainings. Etliche weitere wären möglich: Von Krafttraining bis Yoga, die Liste umfasst beachtliche 25 Sportarten. Viel mehr als ich überhaupt beherrsche.

Nach jedem Lauf habe ich genug Daten für ein kleines Statistik-Seminar.
Nach jedem Lauf habe ich genug Daten für ein kleines Statistik-Seminar.

Apropos zu viel: Gefühlt vermisst mich die Forerunner 165 andauernd von Kopf bis Fuss. Viele der Daten habe ich mir einmal angeschaut und danach nie mehr. Für mich als Hobbyläufer sind Bodenkontaktzeiten, vertikale Oszillationen oder die Laufleistung in Watt nur bedingt spannend. Hilfreicher ist es, nach dem Training zu wissen, ob ich etwas für eine aerobe oder anaerobe Leistung gemacht habe.

Die Forerunner 165 hat einen festen Platz in meinem Alltag erobert. Nach dem Aufstehen schaue ich mir die Analyse meines Schlafs an und den Status meiner «Body Battery».

Werde ich jetzt auf Dauer also mit der Apple Watch links und der Garmin-Uhr rechts herumlaufen? Wohl eher nicht. Nach der intensiven Trainingsphase für den Halbmarathon schraube ich die Intensität wieder etwas herunter. Die Forerunner werde ich weiterhin für den Lauf an-, danach aber wieder ablegen.

Ach ja, ich sollte noch erzählen, dass ich beim Greifenseelauf mein Ziel geschafft habe. Ich habe auf 1:58 Stunden trainiert und bin – bei spätsommerlichen 28 Grad – mit 1:56:35 Stunden über die Ziellinie gelaufen. Ich weiss nicht, wie ich noch zehn Minuten schneller hätte sein sollen.

Die offizielle Zeit war etwas drüber, aber egal: Ich habe das Ziel erreicht!
Die offizielle Zeit war etwas drüber, aber egal: Ich habe das Ziel erreicht!

Alternativen: Adidas, Nike und Co.

Die Apple Watch hat in Kombination mit anderen Apple-Geräten bei mir im Haushalt die Nase vorn und bleibt meine Go-To-Smartwatch. Zwar versucht Apple seit ein paar Jahren, die eigene Watch auch für Freizeitsportler attraktiver zu machen. Nach meiner Garmin-Phase weiss ich jetzt aber: Da fehlt noch ein Stück.

Deshalb halte ich Ausschau nach geführten Trainingsplänen mit App für die Watch. Adidas verlangt in seiner «Running»-App zum Beispiel 10 Franken pro Monat für personalisierte Trainingseinheiten, die sich dynamisch meinem Fortschritt anpassen.

Bei Ascis gibt’s zum gleichen Preis die «Runkeeper»-App, auch Runna ist ein Angebot in ähnlicher Preisklasse, das Jahresabo gibt es hier für 120 Franken.

Der Laufcoach im «Nike Run Club» bietet im Prinzip dasselbe wie Adidas. Mit einem wichtigen Unterschied: Hier sind die dynamischen Trainingspläne kostenlos.

Wie sind deine Garmin-Erfahrungen? Läufst du nur gelegentlich und bist mit der Apple Watch (oder einer anderen Smartwatch deiner Wahl) zufrieden? Oder hast du einen Tipp für eine gute App? Lass es mich und die Community in einem Kommentar wissen.

Fazit

Netter Sklaventreiber am Handgelenk

Garmin weiss, was ich als Sportler brauche: eine Uhr, die mit vielen Sensoren genug Daten aufzeichnet, damit ich mich nach einem Lauf daran erfreuen kann – und motiviert werde fürs nächste Training. Die viel zu optimistischen Zielzeit-Prognosen nehme ich erfreut zur Kenntnis, aber nicht ernst.

Mir fehlt an der Forerunner nichts. Sie ist leicht und praktisch, die App ist umfangreich und doch verständlich. Mit dem Kauf der Uhr habe ich lebenslang Zugriff auf diverse Trainingspläne, für die andere Apps meistens um die 100 Franken im Jahr verlangen. Nach zwei Jahren hat sich die Investition in die Forerunner 165 also bereits gelohnt. Zu hoffen ist, dass Garmin bisher kostenlose Funktionen nicht ins kürzlich gestartete kostenpflichtige «Connect Plus»-Programm verschiebt.

Als kleinen Schwachpunkt stört mich das Design. Sie sieht eben schon sehr nach Sportfunktionsuhr aus. Klar, das ist sie auch. Aber das Gummi-Armband und der doch recht hohe Aufbau sind in der Nacht etwas unbequem.

Pro

  • Aufzeichnung sehr vieler Sportarten
  • motivierende Trainingspläne
  • sehr gut ablesbares Display
  • umfangreiche Daten
  • gute Kombination aus Touch- und Knopfbedienung
  • hält viele Tage ohne Aufladen durch
  • keine Zusatzkosten für Trainingspläne

Contra

  • unrealistische Zielzeitprognosen
  • Design etwas arg funktional
  • proprietäres Ladekabel

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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