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Meinung

Haben Kompaktkameras eine Zukunft?

David Lee
11.8.2020

Auf den ersten Blick sind Kompaktkameras am Ende. Die Zukunft gehört den Smartphone-Kameras – richtig? Nicht unbedingt: Die Zukunft kann anders aussehen als die Gegenwart. Es kommt drauf an, wo in den nächsten Jahren investiert wird.

Smartphones haben Kompaktkameras fast vollständig verdrängt. Übrig geblieben sind ein paar Nischen: Unterwasser- und Actionkameras, Kameras für Kinder, die noch kein Smartphone haben, Kameras mit viel Zoom und ein paar High-End-Kompaktkameras, die mehr können als ein Smartphone.

Dabei wäre eine Kompaktkamera vom Formfaktor her perfekt. Durch die physischen Räder und Tasten lässt sie sich viel besser und effizienter bedienen als ein Smartphone. Und du trägst sie lieber mit dir herum als ein grosses Gerät samt Objektivpalette.

Mit anderen Worten: Wären Kompaktkameras gleich gut wie die grossen Kameras, würden sie die meisten Leute bevorzugen. Aber ist das überhaupt möglich?

Miniaturisierung braucht kleine Sensoren

Der technische Fortschritt führt dazu, dass Dinge immer kleiner gebaut werden können. Am klarsten sehen wir das bei Computern, die von Wohnzimmergrösse auf Millimetergrösse geschrumpft sind und nebenbei eine milliardenfach höhere Leistung bringen. Aber auch bei den Kameras hat im Lauf der Geschichte eine eindrückliche Miniaturisierung stattgefunden.

Gute Qualität und kleine Sensoren sind kein Widerspruch

Schaust du dir die Bildqualität von aktuellen Top-Smartphones an, besteht kein Zweifel, dass sich auch mit kleinen Sensoren eine gute Bildqualität erreichen lässt. Auch im Dunkeln.

Möglich wird das durch Fortschritte in der Sensortechnologie, durch lichtstarke Objektive, aber vor allem durch Software-Tricks. Einige dieser Tricks haben Kompaktkameras heute schon drauf, andere könnten sie in Zukunft übernehmen.

Die Eigenschaften des Sensors sind dabei immer noch wesentlich schlechter als bei einer grossen Profikamera. Aber das fällt in den meisten Situationen nicht mehr auf. Die Sensorgrösse einer guten Kompaktkamera liegt zwischen Smartphone und Profikamera. Mit diesen Grössen müsste theoretisch eine Bildqualität zu erreichen sein, die für fast alle Zwecke gut genug ist.

Können Kompaktkameras auch Software-Tricks anwenden?

Smartphones arbeiten unter anderem mit Mehrfachaufnahmen, um die Qualität zu verbessern. Zum Beispiel wird das gleiche Bild mehrfach mit verschiedener Belichtung aufgenommen, um sowohl die hellen als auch die dunklen Partien detailliert abzubilden. Das Ganze wird automatisch zu einem HDR-Bild zusammengerechnet.

Das ist ein relativ alter Trick, den auch Kompaktkameras schon lange beherrschen. Das Gleiche gilt für Mehrfachaufnahmen, die das Bildrauschen eliminieren. Dieses Feature hatten einige Kompaktkameras schon vor dem Siegeszug der Smartphones.

Allerdings sind Smartphones bei den Software-Tricks viel weiter. Was Huawei mit dem Night-Shot-Modus oder Google mit Night Sight hinkriegt, davon sind Kompaktkameras weit entfernt. Es ist eine Kombination aus Rauschentfernung, Auto-HDR und Eliminieren von Zitterbewegungen durch die Aufnahme ohne Stativ.

Diese Aufnahme hat Jan Johannsen bei seinem Test des OnePlus 8 Pro gemacht, ohne Stativ.

Auch Kompaktkameras können nur sehr begrenzt echte Hintergrundunschärfe produzieren. Doch was spricht dagegen, auch bei einer Kompaktkamera eine kleine Zweitkamera einzubauen? Ein mögliches Hindernis könnte die Rechenleistung sein – und dass die Kamerahersteller (noch) nicht über das nötige Know-how verfügen.

Was wäre, wenn Huawei eine Kompaktkamera herausbringt, mit den gleichen KI-Möglichkeiten wie das P40 Pro? Kompaktkameras könnten so viel besser sein, wenn in die Forschung und Entwicklung ähnlich viel investiert würde wie bei den Smartphone-Kameras.

Das beste aus zwei Welten

Wie realistisch ist das?

Kompaktkameras hätten ein riesiges Potenzial, aber es wird im Moment nicht ausgeschöpft. Die Umstände passen nicht.

Auf rein technischer Ebene sehe ich vor allem das Hindernis, dass die Kameras viel mehr rechnen müssten. Sie bräuchten viel stärkere Akkus als momentan üblich und ein Prozessor, der sich nicht überhitzt.

Trotzdem sind die grössten Probleme nicht technischer, sondern strategischer Natur. Die kleinen Kameras befinden sich in einer Negativspirale. Weil wenig Leute Kompakte kaufen, wird wenig in ihre Entwicklung investiert. Als Folge davon kaufen noch weniger Leute Kompaktkameras und die Entwicklung wird noch weiter zurückgefahren.

Es scheint, als müssten wir uns noch länger auf die gloriose Rückkehr der Kompaktkameras gedulden. Falls sie überhaupt kommt. Aber die Tech-Welt hat mich schon oft überrascht. In diesem Fall wäre eine Überraschung sehr willkommen.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


Meinung

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