Libratone Track Air+: Konkurrenz für den Sony WF-1000XM3?
Produkttest

Libratone Track Air+: Konkurrenz für den Sony WF-1000XM3?

Livia Gamper
3.10.2019
Bilder: David Lee

Der neue Track Air+ ist einer der wenigen True Wireless In-Ear-Kopfhörer, der mit aktivem Noise Cancelling kommt. Hier erfährst du, ob er mit der Konkurrenz mithalten kann.

Der dänische Hersteller Libratone bringt seinen ersten True-Wireless-Kopfhörer auf den Markt und legt sich damit gleich mit Sony an: Der Track Air+ hat viele Gemeinsamkeiten mit dem WF-1000XM3 des japanischen Herstellers. Dazu gehört vor allem das aktive Noise Cancelling – von denen gibt’s im komplett kabellosen Bereich bisher fast nur Modelle von Sony.

Vor zwei Monaten habe ich den Sony WF-1000XM3 getestet. Jetzt ist der Air+ von Libratone dran.

Libratone TRACK Air+ (ANC, 6 h, Kabellos)

Libratone TRACK Air+

ANC, 6 h, Kabellos

Libratone TRACK Air+ (ANC, 6 h, Kabellos)
Kopfhörer

Libratone TRACK Air+

ANC, 6 h, Kabellos

Libratone TRACK Air+ (ANC, 6 h, Kabellos)

Libratone TRACK Air+

ANC, 6 h, Kabellos

Libratone TRACK Air+ (ANC, 6 h, Kabellos)
Kopfhörer

Libratone TRACK Air+

ANC, 6 h, Kabellos

Die kleinen Kopfhörer sehen gut aus. Ich finde, am besten von all den In-Ear-Kopfhörern, die derzeit erhältlich sind. Aber nur gutes Aussehen reicht bekanntlich nicht.

Klein und fein

Die kleinen Hörer ragen nur mit ihrem silbernen Dreieck aus den Ohren. Das sieht nicht nur Welten besser als bei anderen In-Ear Hörern, sondern ist auch angenehmer beim Tragen. Im Vergleich zum WF-1000XM3 sind die Track+ viel feiner. Sie wiegen zusammen gerade mal 11 Gramm.Die WF-Hörer kommen auf 17 Gramm.

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Dass der Air+ leichter ist, merke ich vor allem, wenn ich ihn lange in den Ohren habe. Die Sony-Hörer sind zwar nie unbequem gewesen, mit der Zeit hat mich das Gewicht in den Ohren aber gestört. Obwohl sie so klein sind, sind sie mir die Libratone nie aus den Ohren gefallen. Für den richtigen Sitz liefern die Dänen vier verschiedene Silikon-Aufsätze mit.

Das Ladecase ist ebenfalls klein. Ganz im Gegensatz zu jenem von Sony, dieses ist etwa doppelt so gross. Mit dem Case lässt sich der Air+ drei Mal laden. Im Gegensatz zum WF ist der Air+ gegen Spritzwasser geschützt, du kannst ihn also ohne Bedenken zum Sport oder im Regen benutzen.

Sound: Top

Ich hatte den Air+ etwas länger als zwei Wochen im Einsatz. In dieser Zeit habe ich mehr Musik gehört als sonst. Denn der Air+ klingt gut. Der Sound ist sehr fein und gut abgestimmt, was mir besonders gefällt. Weiter sind die Hörer klar und du hörst die Details gut raus. Der Bass ist nicht zu stark. Falls du mehr Bass willst, kannst du dies in der App einstellen.

Für mein Ohr klingt der Air+ mittenbetont: Gesang und Klavier kommen besonders schön raus, wobei sie aber nicht zu dominant werden.

Einzig die Höhen könnten für mich noch nuancierter sein – dies fiel mir etwa beim Stück Shadows von Lindsey Stirling auf. Die ganz hohen Geigenpassagen kamen mit dem Air+ nicht mehr ganz so schön raus. Ansonsten kann ich am Sound nichts aussetzen.

Die kleinen Hörerli ragen kaum aus den Ohren.
Die kleinen Hörerli ragen kaum aus den Ohren.

Mir gefiel der Sound der Air+ etwas besser als jener der WF-1000XM3. Der WF hatte mir etwas zu viel Bass und kam mir bei einigen Stücken zu wuchtig herüber.
Beim Air+ kannst du in der Libratone App den Sound aber nur in drei Presets wählen: Neutral, Extra Bass oder verstärkte Höhen. Bei Sony kannst du deutlich mehr einstellen.

Noise Cancelling: ungenügend

Leider ist das Noise Cancelling des Air+ für mich nicht genügend. Als ich den Air+ das erste Mal im Büro aufsetzte, hörte ich auch auf der höchsten Cancelling-Stufe bei mittlerer Musiklautstärke noch immer das Gelaber meiner Bürokollegen. Das Noise Cancelling des WFs fand ich deutlich besser. Stimmen konnte ich damit nicht mehr wahrnehmen.

Auch im Zug höre ich die Quasselstrippen mit dem Air+ noch telefonieren – Kindergeschrei kommt sowieso durch. Hintergrundgeräusche, etwa das Rauschen eines Autos, kann der Air+ mit dem stufenlos einstellbaren Cancelling gut ausblenden.

Mit an Bord ist auch eine smarte Geräuschunterdrückung. Diese habe ich nur sehr wenig genutzt, da sie für mich durchgehend zu wenig unterdrückte. Zudem hatte ich manchmal das Gefühl, dass durch dieses Cancelling einer der Hörer leicht rauscht. Im normalen Modus ist mir das nicht aufgefallen. Die smarte Geräuschunterdrückung misst mit den Mikrofonen am Hörer den Geräuschpegel und passt dann das Noise Cancelling an. Das ist vor allem in der Stadt praktisch, wenn du nicht von einem Bus überfahren werden willst.

Mit dem neuen Kopfhörer hat Libratone auch die App überarbeitet. Zum smarten Noise Cancelling kommt noch das ambient Monitoring dazu: Hier hörst du deine Umgebung komplett.

Libratone gibt eine Akkulaufzeit von sechs Stunden an. Bei maximalem Noise Cancelling ging mir nach etwa 5 Stunden und 20 Minuten der Saft aus.

Apple-Zubehör ohne AAC-Codec

Der Air+ sendet mit Aptx-Bluetooth-Codec. Mich als Android-User freut’s. Das war beim WF anders, der sendet nur mit AAC. Obwohl der Air+ kein AAC-Codec kann, also das Codec, der meisten iOS-Geräte, steht auf der Verpackung des Air+ «Made for iPhone und iPod». Nutzt du den Hörer mit einem iOS-Gerät, hast du nur die Standard-Bluetooth-Übertragung SBC. Dies ist weder für eine gute Soundqualität noch für eine gute Verbindung hilfreich.

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Mit meinem Android-Phone hatte ich keine Latenzen beim Videogucken, Netflixen ging auch problemlos. Verbindungsprobleme hatte ich keine. Sobald ich die Hörer aus dem Böxli nehme, verbinden sie sich automatisch mit dem Smartphone.

Willst du die Hörer einzeln nutzen, geht dies mit dem neuesten Update. Die Ohrhörer werden je einzeln angesteuert.

Der Killer: Die Steuerung

Auf dem Papier klingt die Steuerung des Air+ nicht schlecht: Du kannst in der App festlegen, ob du Play/Pause, die Noise-Cancelling-Steuerung, Skip oder die Sprachsteuerung nutzen willst. Die Funktionen weist du dann dem linken und rechten Hörer zu.

In der Praxis funktioniert die Steuerung aber viel zu unzuverlässig. Um einen Befehl auszuführen, musst du den Kopfhörer zwei Mal antippen. Wenn du nicht genau im richtigen Abstand tippst, passiert gar nichts. Tippst du im richtigen Takt, ist das aber noch kein Garant dafür, dass der Kopfhörer irgendwas macht. Meistens muss ich zwei oder drei Mal versuchen.

Die Steuerung war so unzuverlässig, dass ich mich bei Libratone meldete, worauf ich darauf hingewiesen wurde, dass mein Modell ein Vorserienmodell sei. Libratone liess mir dann ein Serienmodell zukommen. Bei diesem war die Steuerung etwas besser, aber immer noch ungenügend. Sie funktioniert nur etwa jedes zweite Mal. Das nervt mich. Das häufige, sinnlose und bescheuerte Tippen aufs Ohr ist alles andere als praktisch.

Dazu kommt, dass es keine Geste gibt, um zum vorherigen Song zurückzukommen. Und die Lautstärke kannst du auch nicht am Ohr anpassen, sondern musst dazu immer das Handy in die Hand nehmen. Die Steuerung ist beim Sony-Kopfhörer deutlich besser, nur die Lautstärke kannst du auch dort nicht einstellen.

Ich würde sie so gerne mögen aber..

Ich mag die Marke Libratone. Ich mag das schöne und schlichte Design der Marke mit dem Vogel, sowie die gute Soundqualität. Ich habe auch den Vorgänger mit Kabel sehr gemocht. Der Air+ wäre ein super Ohrhörer. Ich würde ihn wirklich gerne mögen. Aber es geht nicht.

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Die unzuverlässige und ungenügende Hörersteuerung ruiniert mir die ganze Freude. Es macht mich fast stiggelisinnig, wenn etwas nicht richtig funktioniert und zu wenig durchdacht ist. Die Steuerung des Air+ ist mies und ich finde das bei einem Kopfhörer, der über 200 Franken kostet, nicht akzeptabel. Das Noise Cancelling ist beim Track+ nicht das Beste, aber für guten Sound und dafür, dass die kleinen Teiler so leicht und fein sind, könnte ich hier noch Abstriche hinnehmen. Aber nicht bei der Steuerung.

Wenn du bei einem Kopfhörer auf eine zuverlässige und gute Steuerung verzichten kannst, kann ich dir den Air+ empfehlen. Sonst nicht.

Bleibt höchstens noch zu hoffen, dass Libratone das Problem mit einem Update behebt.

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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