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Siri Schubert
Hintergrund

Recycelte Seile halten dich in neuen Mammut-Jacken warm

Siri Schubert
14.10.2024

Manche Ideen manchen intuitiv Sinn, sind aber nicht einfach umzusetzen. So ging es dem Bergsportausrüster Mammut mit einer Jacken-Füllung aus Seilabfällen. Doch die Produktentwicklerinnen und -entwickler liessen nicht locker und tüftelten sechs Jahre lang an einer Lösung. Jetzt sind die ersten Jacken und Westen mit der neuartigen Loop-Isolierung verfügbar.

Seile haben eine ganz besondere Bedeutung für Mammut. Schliesslich startete das Unternehmen 1862 als Seilerei. Erst später kamen Lawinensuchgeräte sowie Outdoorbekleidung und -ausrüstung dazu. Als eine Footprint-Analyse vor sechs Jahren zeigte, dass ausgerechnet Seile bei den CO₂-Emissionen mit 13 Prozent zu Buche schlugen, war das ein Grund zu handeln (auch wenn Mammut das Seilgeschäft 2015 an den österreichischen Seilhersteller Teufelberger abgegeben hatte).

Eine gute Idee bringt neue Herausforderungen

Nach zahlreichen Versuchen und Überlegungen war klar, dass das Recyceln von dynamischen (also dehnbaren) Seilen, wie sie zum Klettern verwendet werden, derzeit nicht ohne Chemikalien machbar ist. Deshalb suchten die Entwicklerinnen und Entwickler bei Mammut nach anderen Möglichkeiten.

Statische Seile fürs Segeln und den Bau bringen Fortschritt

«Gemeinsam mit dem Seilhersteller Teufelberger, mit dem wir eng zusammenarbeiten, hatten wir eine Idee», sagt Textilingenieurin Helena Pérez Pastor im Gespräch bei Mammut in Seon. Bei Teufelberger, der seit der Übernahme des Geschäftsbereichs Kletterseile für Mammut herstellt, fallen grosse Mengen an Abfall von Industrie- und Segelseilen an. «Das sind unbenutzte Seilreste, frisch von der Fabrik», erklärt Produktmanagerin Susanne Leutner.

Entscheidend war, dass diese Reste aus Polyester bestehen und sich mechanisch verarbeiten lassen. Wenn sie zerkleinert werden, bilden sie feine Fasern, die eine gewisse Flauschigkeit haben. Für ein Isolationsmaterial für Outdoor-Bekleidung ist das eine wichtige Eigenschaft.

«Das war ein erster Schritt», sagt Helena. «Aber der Recyclingprozess ist ziemlich komplex und stellte uns vor eine ganze Reihe von Herausforderungen», ergänzt sie. Dazu gehörten auch die Unterschiede in der Dicke der Seile. Schliesslich sei das mechanische Recyceln von Industrieseilen für Jacken-Füllungen etwas ganz Neues.

Das Füllmaterial wärmt und ist wiederverwertbar

Um die gewünschte Isolierung zu erhalten und sicherzustellen, dass sich das Material gut im Inneren von Jacken verteilen lässt und nicht klumpt, ist eine Beimischung anderer Fasern erforderlich. Letztlich brachte ein 50:50-Gewebe aus recycelten Seilen und PET-Flaschen die Lösung.

Das «Sender IN Hooded Jacket» soll gemäss Herstellerangaben auch bei Minusgraden wärmen. Jacken mit noch dickerer Füllung sind bereits in Planung. Damit das Füllmaterial selbst ebenfalls wiederverwendbar ist, verzichtet Mammut auf Klebstoff, der üblicherweise in Polyesterfüllungen verwendet wird. Das wasserabweisende Äussere der Jacke ist laut Herstellerangaben PFC-frei, es wurde also nicht mit bedenklichen Fluorcarbonen hergestellt.

Erste Schritt sind getan, aber die Suche geht weiter

Trotz der ersten Fortschritte prüfen die Entwicklerinnen weiterhin Möglichkeiten, künftig weniger Beimischungen zu haben und auch Kletterseile zu recyceln. «Wir sind noch nicht da, wo wir letztlich gerne wären, aber wir haben einige Schritte auf dem Weg zurückgelegt», sagt Textilingenieurin Helena.

Für die Herbst- und Winterkollektion 2024 hat Mammut bereits 12 Tonnen Seilabfälle wiederverwertet. Falls dir die Jacken bekannt vorkommen: Mammut hat für die neue Isolierung keine völlig neue Kollektion entwickelt, sondern das Innenleben der Jacken durch die weniger umweltbelastende Isolierung ersetzt.

Wenn dich interessiert, wie sich die Jacken in der Praxis bewähren, folge mir für einen Produkttest, der in den nächsten Wochen hier erscheinen wird.

Titelbild: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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