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Produkttest

Schrott oder Schnäppchen? Billig-Gitarre Dimavery ST-312 im Test

David Lee
24.3.2024

Die Dimavery ST-312 kostet weniger als 150 Franken oder Euro. Sie hat aber Mängel, die auch für Anfänger uncool sind.

Als ich 1992 meine erste Gitarre kaufte, kostete sie 400 Franken und war die günstigste im Laden. Heute wären das inflationsbereinigt 525 Franken. Die Dimavery ST-312 kostet nicht einmal einen Viertel. E-Gitarren um die 100 Franken oder Euro sind heute keine Seltenheit.

Grundsätzlich ist die Streuung der Qualität bei den günstigsten Gitarren höher als bei den teuren, wo eine strenge und sorgfältige Schlusskontrolle erfolgt. Es kann also sein, dass einige Punkte, die ich hier lobe oder kritisiere, an einem anderen Exemplar der gleichen Gitarre weniger ausgeprägt sind. Ich bestelle die Gitarre genau gleich wie jeder Kunde. Es wird also nicht ein handverlesenes, besonders gutes Exemplar getestet.

Erster Eindruck: Schön, aber unangenehm

Ich habe die weisse Variante der ST-312 bestellt, es gibt sie auch in Schwarz. Das Pickguard – die Abdeckung rund um die Tonabnehmer – ist leicht lila gefärbt, was du auf den Produktbildern nicht siehst. Das sieht chic aus. Auch der helle Hals gefällt mir. Das dunkle Griffbrett, laut Spezifikationen aus Palisander, sieht allerdings seltsam abgewetzt aus. Es ist deutlich dicker als üblich.

Beim ersten Stimmen reisst die obere E-Saite sofort. Uncool, aber schnell in Ordnung gebracht. Weit schlimmer finde ich, dass ich die Metallbünde mit der Hand spüre, wenn ich übers Griffbrett fahre. Sie sind nicht bündig mit dem Hals. Das fühlt sich sehr unangenehm an.

Der Switch zum Umschalten der Tonabnehmer geht ungewohnt streng. Auch das Herausziehen des Kabels braucht mehr Kraft als üblich. Und die Gitarre verstimmt sich dauernd.

Setup und Spielgefühl: Ich fühl mich nicht recht wohl

Die Oktavreinheit stimmt so ungefähr, aber nicht genau. Das ändere ich am Steg gleich selbst. Zusätzlich stelle ich den Hals weniger gekrümmt ein, wodurch die Saiten näher bei den Bünden liegen. Das Werkzeug zum Einstellen der Gitarre wird mitgeliefert, ebenso ein Gitarrenkabel.

Die Saiten können recht tief gelegt werden, ohne dass sie schnarren, und auch der Hals ist angenehm bespielbar – vom Problem mit den Bünden abgesehen. Trotzdem will es mir nicht gelingen, etwas fehlerfrei auf der Gitarre zu spielen. Die Saiten verstimmen sich dauernd. Sie sind ab Werk etwas seltsam aufgezogen, ich glaube allerdings nicht, dass es nur daran liegt.

Sound: Nicht ganz ausgewogen, aber in Ordnung

Der Sound ist nicht grossartig, aber okay. Verbaut sind Keramik-Tonabnehmer im HSS-Layout: unten ein Humbucker, oben zwei Single-Coils. Die Gitarre klingt damit etwas kräftiger, aber auch etwas dumpfer als eine typische Stratocaster. Die Switch-Position 2 und 4, bei der zwei Pickups eingeschaltet sind, bringen den Strat-typischen und von vielen geliebten «Quack-Sound» – wenn auch nicht besonders ausgeprägt.

Hier ein Beispiel für den Klang mit Position 2. Alle Soundbeispiele sind über den Übungsverstärker Roland Cube Lite gespielt, ohne Effekte, Bass und Höhen in der Mittelstellung.

Störgeräusche: Abschirmung könnte besser sein

So weit, so gut. Was du auch im Video siehst: Die Gitarre ist deutlich lauter, wenn ich die Saiten nicht berühre – die Elektrizität also nicht durch eine Handberührung geerdet ist. Das heisst, sie ist im Vergleich zu einer Qualitätsgitarre nicht besonders gut abgeschirmt. Die Vergleichsgitarre im Video ist eine Fender American Professional II.

Die Sache mit dem Tremolo

Nach etwa einer Woche bleibt die Gitarre endlich stimmstabil. Mehr oder weniger. Das macht doch gleich viel mehr Spass und ich kann nun auch mal was fehlerfrei spielen.

Allerdings ist da noch die Sache mit dem Vibrato, oder Tremolo, wie Fender es nennt. Was das genau ist, erklärt dir dieses Video:

Der Vibratohebel geht unglaublich streng, sowohl beim Drehen als auch beim Herunterdrücken des Stegs. Und wenn ich ihn benutze, verstimmt sich die Gitarre immer noch sofort.

Der Tremoloblock ist wie bei diesem Gitarrentyp üblich mit drei Federn am Korpus befestigt. Unüblich ist, wie stark diese gespannt sind. Ich nehme die mittlere probeweise heraus – vielleicht lässt sich das Problem tatsächlich so leicht beheben. Natürlich geht der Hebel nun weniger streng, aber die Gitarre verstimmt sich noch mehr.

Nun bringe ich die herausgenommene Feder nicht mehr hinein. Beim Versuch, sie mit Werkzeug wieder einzudrücken, vermurkse ich das kleine Loch. Ich reisse mir ausserdem ein Stück Haut ab. Das reicht jetzt. Die Feder bleibt draussen.

Fazit

Mehr Ärger als Spass

Angesichts des tiefen Preises muss ich zuerst festhalten: Die Dimavery ST-312 ist eine richtige, funktionierende E-Gitarre. Ich kann darauf spielen, und sie klingt okay. Aber zumindest das Exemplar, das ich ausprobiert habe, überzeugt mich nicht. Die hervorstehenden Bünde sind deutlich spürbar und stören. Das Tremolo ist zudem schlicht unbrauchbar. Am besten fixierst du es gleich mit einem Holzblock, dann verstimmt sich die Gitarre wahrscheinlich auch weniger. Bei meinem Exemplar verstimmten sich die Saiten eine Woche lang dauernd.

Selbst im Bereich von unter 200 Franken oder Euro gibt es bessere Gitarren. Einen seit vielen Jahren sehr guten Ruf hat die Yamaha Pacifica 012, welche die gleiche Tonabnehmer-Konfiguration hat. Leider haben wir sie nicht im Shop. Ich werde zudem noch die Jet 300 testen, die ebenfalls sehr günstig ist.

Pro

  • sehr günstig
  • farblich gelungen (weisse Version)
  • passabler Sound

Contra

  • vorstehende Bünde stören
  • miserables Tremolosystem
  • nicht besonders stimmstabil
  • kein Ton-Regler für das Steg-Pickup

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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