TCL X10 TV-Review: Super Bild, schwacher Prozessor
Produkttest

TCL X10 TV-Review: Super Bild, schwacher Prozessor

Luca Fontana
15.7.2020

China will die TV-Landschaft aufmischen. Der Tech-Gigant TCL geht voran und bringt den ersten Mini-LED-Fernseher auf den Markt. Das Bild rockt, der Prozessor nicht.

Der europäische TV-Markt hat einen neuen Spieler auf dem Feld. Telephone Communication Limited. Kurz: TCL. Das chinesische Tech-Unternehmen mit Sitz in Shenzhen, Guangdong, hat erst kürzlich von sich reden lassen. TCL will nämlich bald ins OLED-Geschäft einsteigen, indem es OLED-Pixel auf Glas druckt – wie Farbe auf Papier beim Tintenstrahldrucker.

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    von Luca Fontana

Zukunftsmusik. Im Hier und Jetzt ist TCL bereits der drittgröste TV-Hersteller der Welt. Und der erste, der Mini-LED-Fernseher auf den Markt bringt. Im Wesentlichen eine Full-Array-Local-Dimming-Technologie, die mit deutlich kleineren Hintergrund-LEDs als bei herkömmlichen LCD-Fernsehern auskommt. Das soll für ausserordentlich gute Schwarzwerte sorgen.

TCL 65X10 (65", QLED, VA, 4K, 2020)
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TCL 65X10

65", QLED, VA, 4K, 2020

TCL 65X10 (65", QLED, VA, 4K, 2020)
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TCL 65X10

65", QLED, VA, 4K, 2020

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Ich bin gespannt

Das Design: Lautsprechersystem oder Soundbar?

Sie haben Style, diese TCL-Fernseher. Keine Frage. Das ist mir schon bei vergangenen Messebesuchen aufgefallen.

TCL-Fernseher bieten auch Äusserlich was fürs Auge.
TCL-Fernseher bieten auch Äusserlich was fürs Auge.

Nö, TCL erfindet das TV-Design-Rad (oder das Rechteck mit abgerundeten Kanten, um Kollege Dominik zu zitieren) nicht neu. Aber seit ein, zwei Jahren beobachte ich beim chinesischen TV-Hersteller immer wieder dieselben Designelemente: Alurahmen und mit grauem Stoff überzogene Lautsprecher, die auffallen. Sicher, die Elemente variieren. Mal sind die stoffbezogenen Lautsprecher im TV-Panel integriert. Mal ist der Rahmen nur unten sichtbar. Mal nur seitlich. Aber der Tenor ist immer in etwa derselbe.

Ein eigener Stil entwickelt sich. Cool.

Alurahmen und Stoffüberzug...
Alurahmen und Stoffüberzug...
... sind so ein immer wiederkehrendes Thema.
... sind so ein immer wiederkehrendes Thema.

Beim X10 – das Modell, das ich teste – ist das Auge des TCL-Designers nur in einem Punkt grösser gewesen als sein Sinn für alltagstaugliche Designkonzepte: beim Standfuss. Der ist gleichzeitig ein externes Lautsprechersystem, das so gestaltet ist, dass es wie eine vor dem Panel liegende Soundbar aussieht. Schick, sicher, aber wenn du den Fernseher mit einer echten Soundbar ergänzen willst: gute Nacht. Das als Soundbar getarnte TCL-Ding lässt sich nämlich nicht vom Standfuss entfernen. Wer denkt sich sowas aus!?

Und ja, ich nenne das Lautsprechersystem mit hübschem Stoffbezug ganz bewusst «Lautsprechersystem». Auch wenn es mit seinen Massen von 109.5×6.5×8.5 Zentimetern (B×H×T) an eine Soundbar erinnert. Aber wenn du tatsächlich Soundbar-Qualität erwartest – Sound-Puristen werden mich lynchen, weil ich Soundbar und Qualität im selben Satz verwende –, dann wirst du enttäuscht.

Nicht, dass der Ton grässlich schlecht wäre. Ich stufe ihn gar einen guten Zacken besser ein als bei TV-Lautsprechern üblich. Insgesamt kommt das System auf eine Leistung von 2×40 Watt. Zusätzlich gibt’s zwei integrierte Subwoofer. Ein 2.2-System. Hohl klingt der Sound nicht . Mir fehlt aber der mittlere Center-Kanal, der oft zur besseren Dialog-Wiedergabe genutzt wird. An die Acoustic-Surface-Technologie Sonys kommt das TCL-System lange nicht ran. Mit einer Qualitäts-Soundbar wie der von Sonos brauche ich es gar nicht erst zu vergleichen.

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Sind meine Ansprüche an TV-Lautsprecher zu hoch? Mag sein. Aber wenn ein Hersteller mit grossmundigen Worten wirbt wie «das integrierte Onkyo-Soundsystem bietet ein unglaublich beeindruckendes Klangerlebnis» oder «Dolby Atmos versetzt Sie mit beweglichem Sound in die Geschichte, das Sie mit atemberaubendem Realismus umgibt», dann erwarte ich mehr als dass TCLs Onkyo-Soundbar-Ding leistet. TCL liefert hier Gutes ab. Aber von «beeindruckend» oder gar «atemberaubend» kann keine Rede sein.

Was lässt sich sonst noch zur Ausstattung sagen?

Der X10 hat drei HDMI-2.0b-Anschlüsse. HDMI 2.1 fehlt. Wer nach einem Fernseher für seine im Dezember kommende Next-Gen-Konsole sucht, braucht gar nicht weiter zu lesen. Denn UHD-Auflösung bei 120 Frames pro Sekunde – ein wichtiges Verkaufsargument der nächsten Konsolengeneration – gibt’s nur via HDMI 2.1. So bleibt’s halt bei UHD-Auflösung mit 60 Frames pro Sekunde. Überhaupt: Selbst, wenn der X10 HDMI 2.1 hätte, könnte er maximal 100 Frames pro Sekunde wiedergeben, weil TCL ein 100-Hz-Panel verbaut hat.

Die Anschlussmöglichkeiten sind nicht gerade mannigfaltig, aber okay.
Die Anschlussmöglichkeiten sind nicht gerade mannigfaltig, aber okay.

Immerhin verfügt einer der drei HDMI-Steckplätze über einen Audio Return Channel (ARC). Damit lässt sich TV-Sound an einen Receiver oder eine Soundbar via HDMI-Kabel weiterleiten. Dank vorhandener Pass-Through-Funktion geht auch Dolby Atmos.

Doof: Die vorinstallierte Netflix-App in TCLs Smart-TV-System darf wegen Lizenzproblemen mit Dolby kein Dolby Atmos wiedergeben. In TCL-Kreisen wird allerdings gemunkelt, dass ab Dezember ein Update folgen könnte, welches das Problem behebt. Hast du ein anderes Gerät, das eine Netflix-App hat und Dolby Atmos wiedergibt – zum Beispiel einen UHD-Blu-ray-Player –, dann nutzt du halt die Pass-Through-Funktion des Fernsehers.

So. Hab’ ich alles abgedeckt? Ansonsten schreibst du deine Frage in die Kommentare und ich sorge dafür, dass du innert nützlicher Frist eine Antwort darauf bekommst.

Das Mini-LED-Bild: So muss Local Dimming!

Zur Sache. Mini LED. LCD-Pixel können nicht von selbst leuchten. Sie benötigen LEDs, die für das Hintergrundlicht sorgen und die Pixel zum Leuchten bringen. Anschliessend schotten Leuchtkristalle im Zusammenspiel mit Polarisationsfilter das Hintergrundlicht dort ab, wo Schwarz sein soll.

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    von Luca Fontana

Trotz Filter: Auch bei «schwarzen» Pixeln dringt immer ein wenig Licht durch. Physikalisch bedingt. Darum ist bei LCD-Fernsehern da, wo Schwarz sein müsste, eher Dunkelgrau. Also haben TV-Hersteller Full Array Local Dimming (FALD) ausgetüftelt. Das heisst: LEDs hinter dunklen Bildbereichen dimmen oder schalten sich ganz ab – zu Deutsch: lokales Dimmen. So sollen die LEDs nur hinter hellen Bildbereichen leuchten.

Die Hintergrund-LEDs leuchten möglichst nur hinter den Figuren im Bild.
Die Hintergrund-LEDs leuchten möglichst nur hinter den Figuren im Bild.
Quelle: Netflix, Dolby-Vision-Qualität

Klingt gut. In der Praxis kann es aber zu Blooming kommen. Also einer Art Heiligenschein, der um helle Objekte herum entsteht, die sich vor einem dunklen Hintergrund befinden. Der Ursprung Bloomings liegt darin, dass ein UHD-Fernseher aus über acht Millionen Pixeln besteht, während aktuelle FALD-Fernseher maximal ein paar Hundert LEDs besitzen. Diese fassen sich wiederum zu Dimmzonen à ein paar Dutzend LEDs zusammen. Auf die acht Millionen Pixel kommen so etwa zwei- bis fünfhundert Dimmzonen, je nach TV-Modell.

Die Diskrepanz zwischen Anzahl Dimmzonen und Anzahl Pixel fällt dann auf, wenn ein helles Objekt vor einem dunklen Hintergrund dargestellt wird. Weil die hellen Pixelkanten nicht punktgenau angestrahlt werden können, strahlen LEDs auch dort, wo eigentlich Schwarz wäre. So entsteht der Heiligenschein – Blooming.

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    von Luca Fontana

So. Das alles, damit ich dir folgendes sagen kann: Mini LED ist im Prinzip dasselbe wie FALD. Der einzige wesentliche Unterschied ist, dass die LEDs kleiner gebaut sind. Darum das «Mini» in «Mini LED». Und mehr LEDs bedeuten in diesem Kontext mehr Dimmzonen.

Konkret: Die über 15 000 LEDs des X10 fassen sich zu insgesamt 768 Dimmzonen zusammen. Zumindest im von mir getesteten 65-Zoll-Modell. Das ist eine Information, mit der TCL ganz offen umgeht. Ungewöhnlich, da sich Hersteller üblicherweise in Schweigen hüllen, wenn es um die Anzahl Dimmzonen in ihren Fernsehern geht. Aber der chinesische Fernseh-Bauer weiss, was für eine mächtige Hintergrundlichttechnologie er da in Händen hält – und versteckt es nicht.

Zum Vergleich: 768 Dimmzonen sind bedeutend mehr Dimmzonen als bei den angeblichen 500 Dimmzonen eines Spitzen-FALD-Modells wie Samsungs Q90R und eine komplett andere Welt als die kolportierten 112 Dimmzonen von LGs SM9900. Denn je mehr Dimmzonen, desto punktgenauer lassen sich die Pixel anstrahlen. Je genauer das Anstrahlen der Pixel, desto besser die Schwarzwerte, die Kontraste und das Managen des Bloomings.

Ich meine, schau dir diesen Vergleich an:

TCL X10
TCL X10
Quelle: Juni 2020
LG SM9900
LG SM9900
Quelle: Februar 2020

Welten, nicht wahr? Gerade in Punkto Blooming. Da ist bei TCLs X10 so gut wie gar nichts am schimmern. Da ist nur dunkles, sattes Schwarz, das es beinahe mit OLED-True-Black aufnehmen kann. Dabei mache ich es dem Fernseher aus China alles andere als leicht. Mein bewusst ausgewählten Bildmaterial bringt nämlich Local Dimming ans Limit.

Noch ein Beispiel. Quelle: «Westworld»-UHD-Blu-ray, HDR-10-Qualität.

TCL X10
TCL X10
Quelle: Juni 2020
LG SM9900
LG SM9900
Quelle: Februar 2020

Achte auf das Hemd. Oder auf die dunkle Fläche links neben dem Gesicht der Frau. Diese Flächen bei LGs SM9900, als ob jemand mit schlechtem Photoshop-Skill punktuell aufgehellt hätte. Das ist Blooming. Bei TCL hast du nichts dergleichen.

An dieser Stelle mein übliches Full Disclosure: Nimm es mit den Vergleichsbildern nicht zu genau. Zwischen den entsprechenden TV-Aufnahmen liegen Monate und unterschiedliches Umgebungslicht. Das kann sich auf die Kamera auswirken. Ich sorge zwar für zumindest ähnliche Lichtverhältnisse – aber Laborbedingungen sind anders.

Dennoch: Es gibt gutes und schlechtes lokales Dimmen. Unabhängig von Preis und Positionierung. Immerhin soll der SM9900 LGs 8K-Flaggschiff sein. Sowas darf den Vergleich nicht scheuen. Und der X10 gewinnt den haushoch, dank Mini LED, das lokales Dimmen auf ein mir bisher noch nicht untergekommenes Niveau hebt.

Wunderschönes UHD-Material mit HDR

Genug von Blooming. Was kann der X10 noch? Ich vergleiche die Darstellung zweier Szenen aus «Jurassic World: Fallen Kingdom» mit Panasonics GZC 2004 und LGs E9, zwei 2019er-OLED-TVs. Unfair? Vielleicht. Tatsächlich ist es TCL selbst, das auf seiner Homepage mit dem den OLED-Fernsehern vorbehaltenem «True Black»-Schlagwort wirbt.

Soll der TCL-TV gefälligst dazu stehen.

Ein gefrässiger T-Rex im strömenden Regen.
Ein gefrässiger T-Rex im strömenden Regen.
Quelle: UHD-Blu-ray, HDR-10-Qualität

Das Bild gefällt mir ausgesprochen gut. Die Kino-Balken am oberen und unteren Bildrand sind schön schwarz und nicht wie bei LCD-Fernseher üblich dunkelgrau. Aber vor allem das knallige Grün des Dschungels, das nicht zu kalt wirkt, hat’s mir angetan. Was die Schwarzwerte betrifft, namentlich True Black, ist Mini LED allerdings nicht ganz dort, wo OLED-TVs ihre Muskeln spielen lassen. Das siehst du oben vor allem beim Nachthimmel gut.

TCL, da hast du den Mund etwas gar voll genommen.

Dafür wirkt das Bild bei Panasonic um einiges kälter. Da gefällt mir der eher warme Ton von LGs E9 am besten – dicht gefolgt von TCLs X10. Zum Vergleich:

Panasonic GZC 2004
Panasonic GZC 2004
Quelle: Juni 2020
LG OLED E9
LG OLED E9
Quelle: November 2019
TCL X10
TCL X10
Quelle: Juli 2020

Überhaupt: Von «Black Crush» – also dem Verschlucken von Details in dunklen Bildbereichen – ist keine Spur. Black Crush kann nämlich passieren, wenn Hersteller beim lokalen Dimmen in dunklen Szenen nicht für übertriebene Kontraste sorgen und gleichzeitig Blooming vermeiden wollen. Ich erklär’s dir.

LCD-LEDs strahlen üblicherweise heller als OLEDs. Wenn dank lokalem Dimmen der Unterschied zwischen dem hellsten und dunkelsten Bildpunkt gar zu gross wird, entstehen übertrieben Kontraste und damit übersättigt wirkende Farben. Das ist unschön. Damit das nicht passiert, wird die Maximalhelligkeit der Hintergrund-LEDs in dunklen Szenen nach unten geschraubt. Als Nebeneffekt vermindert das die Blooming-Gefahr. Wenn dann aber das Finetuning nicht stimmt – zum Beispiel beim heiklen Zusammenspiel zwischen HDR-Einstellungen und Prozessorarbeit –, reisst das die Detailwiedergabe in den dunklen Bildbereichen in den Keller. Voilà: Black Crush.

Andere Szene. Gleicher Film.

Abflug in die Morgensonne.
Abflug in die Morgensonne.
Quelle: UHD-Blu-ray, HDR-10-Qualität

Das gefällt mir. Die Szene habe ich schon Dutzende Male auf zig verschiedenen TVs geschaut. So natürlich, warm und ausgewogen wirkten die knallig orangen Farbtöne selten. Um die Sonne herum sind die Farbverläufe weich und zeugen von einer guten Helligkeitsabstufung. Anfang Jahr wurde dem X10 immer wieder mal einen leichten Hang zu Grünstichen nachgesagt. Davon ist hier nichts zu erkennen.

Im Gegenteil. Schau dir mal die beiden OLEDs an.

Panasonic GZC 2004
Panasonic GZC 2004
Quelle: Juni 2020
LG OLED E9
LG OLED E9
Quelle: November 2019
TCL X10
TCL X10
Quelle: Juli 2020

Der GZC 2004 macht hier meiner Meinung nach den besten Job. Vor allem was die Kontrastwerte betrifft, die vom echten OLED-Schwarz bestimmt werden. Das gibt dem Bild den gewissen «Punch». Ich mag das. Beim E9 hingegen ist definitiv ein Grünstich zu erkennen. Da gefällt mir die Farbtreue beim X10 viel besser.

Wenn da also je tatsächlich Probleme mit einem etwas zu dominanten Grün waren, dann waren das Kinderkrankheiten, die TCL mittlerweile ausgemerzt hat.

Abseits von UHD-HDR: Was kann der Prozessor?

TV-Prozessoren nehmen eine wichtige Rolle ein. Sie sind quasi das Gehirn des Fernsehers und da, um Videosignale aus HDMI oder LAN zu berechnen und wenn nötig zu verbessern. Zum Beispiel dann, wenn du eine Fernsehsendung in Full HD schaust und sie auf Ultra-HD-Auflösung hochskaliert wird.

Ein schönes Beispiel: «The Walking Dead». Die Serie ist bewusst auf 16mm-Film aufgenommen worden, damit sie mit einer altmodischen Körnung samt Bildrauschen das Gefühl einer kaputten, postapokalyptischen Welt erzeugt.

Kennst du Negan? Übler Kerl.
Kennst du Negan? Übler Kerl.

Üblicherweise würde da der TV-Prozessor eingreifen. Er müsste die Zombie-Serie als Quelle mit schlechter Qualität erkennen und sie aufwerten, das Rauschen entfernen, die Kanten glätten und die Farben verstärken. Ich kenne keinen Prozessor, der das besser hinkriegt als LGs Alpha-9-Prozessor der zweiten Generation – der Prozessor, den LG vergangenes Jahr in seinen TVs verbaut hat.

TCL X10
TCL X10
Quelle: Juli 2020
LG OLED E9
LG OLED E9
Quelle: November 2019

Achte dich auf den dunklen Hintergrund links neben Negans Gesicht. Da siehst du, was LGs Prozessor aus der absichtlich miesen Quelle rausholt.

Ein anderer Vergleich. Dieses Mal mit Panasonics OLED-Fernseher. Den habe ich vergangenen Monat getestet und festgestellt, dass auch dessen Prozessor deutlich weniger Korrekturarbeit leistet als bei LG. Wie du unten sehen kannst, ähneln sich TCLs und Panasonics Bild viel mehr als TCLs und LGs Bild. Auch wenn hier die Schwarzwerte TCLs deutlich schwächer sind.

TCL X10
TCL X10
Quelle: Juli 2020
Panasonic GZC 2004
Panasonic GZC 2004
Quelle: Juni 2020

Dennoch: TCL werkelt sichtbar weniger als Panasonic. Da rauscht das Bild, als ob du einem wütenden Schneesturm durchs Fenster zuschauen würdest. Bei Panasonic interpretierte ich noch eine gewisse Nähe zum Hollywood der alten Schule, wo Filmkorn zum Charme des Filmemachens dazugehört. Immerhin hat sich Panasonic immer wieder mit seiner Nähe zu bekannten Regisseuren wie Martin Scorsese oder Christopher Nolan profiliert.

Strebt TCL Ähnliches an?

Gefühlt nicht. TCL wirbt mit Exzellenz in sämtlichen Belangen: Design, Bild, Ton und Funktionalität. Darum glaube ich nicht, dass sich TCL mit Bildkorrekturen bewusst zurückhalten würde. Es gibt ja auch keine Zusammenarbeit mit Koloristen oder Regisseuren aus Hollywood, in deren Vision nicht eingegriffen werden soll.

Ein anderes Indiz für den eher schwachen Prozessor ist die Smart-TV-UI: Android TV. Das ist dasselbe Smart-TV-System, das Sony nutzt. Nur, dass TCL offenbar direkter mit Google zusammenarbeitet und darum eine leicht andere (bessere) Version hätte, so TCL-Vertreter mir gegenüber. Am Ende sehe ich aber kaum optische Unterschiede. Wenn es um die Bedienung geht, dann schon.

TCLs Android TV bedient sich nämlich deutlich weniger flüssig als Sonys. Und Apps brauchen vergleichsweise ewig, um zu öffnen. Schau mal. Android 8.0 auf Sonys AG9 im August 2019:

Da geht alles ruck-zuck. Ohne sichtbare Unterbrechung. Im damaligen AG9-Test – so Sonys 2019er-OLED-TV – habe ich Sonys Prozessor entsprechend gelobt.

Und hier TCLs Android TV im Juli 2020:

Gerade beim Öffnen der Youtube-App ab 0:14 oder beim Öffnen der Netflix-App ab 0:54 siehst du, wie das für heutige Verhältnisse ewig dauert.

Immerhin: Android TV lässt sich sowohl mit Google Assistant als auch mit Alexa sprachsteuern – wenn du das überhaupt willst.

Geniales Bild, aber zäher Prozessor

«Impressive. Most impressive», sagt Darth Vader in «Star Wars: The Empire Strikes Back» zu Luke Skywalker. Im Bezug auf TCLs X10 gelange ich zu einem ähnlichen Testurteil.

Tatsächlich «höchst beeindruckend» ist der X10 dann, wenn es um das Abspielen von UHD-Inhalten mit HDR-Qualität geht. Sattes, OLED-würdiges Schwarz? Check. Und das bei einem LCD-Fernseher mit Hintergrundbeleuchtung. Wow. Möglich macht es TCLs Mini-LED-Technologie, an welcher auch andere Hersteller forschen. Einen entsprechend marktfähigen Fernseher hat bislang aber nur TCL zustande gebracht.

Schwächen zeigt hingegen der Prozessor. Das Bild in HD-Qualität siehst zwar okay aus, aber haut mich nicht aus den Latschen. Da sehe ich Aufholbedarf. Vor allem in der Bedienung der Smart-TV-Benutzeroberfläche. Das ist aber nichts, was sich nicht innerhalb eines oder zwei Jahren deutlich verbessern liesse. Aktuell sehe ich darum die Konkurrenz noch etwas vor TCL.

Aber das Jahr 2021 – das dürfte verdammt spannend werden.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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