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Meinung

Apple TV+ verlängert das Probeabo bis Februar 2021

Luca Fontana
9.10.2020

Apple verlängert das im November endende Apple-TV+-Probejahr um drei Monate. Grund dafür dürfte der drohende Abo-Schwund sein. Ein Überblick.

Zur Erinnerung: Das Probejahr haben all jene gratis bekommen, die sich zum Launch der neuen iPhone-11- und iPad-Produkte im Herbst 2019 ein entsprechendes Gerät gekauft und das Probejahr bis spätestens 31. Januar 2020 begonnen haben.

So grosszügig Apples Geste wirkt, eigentlich verrät sie uns vor allem eines: Die Angst vor dem Abonnenten-Schwund ist gross.

Noch mehr Gratis-Apple-TV+. Wer profitiert?

Zuerst zum Apple-Angebot. Was konkret bedeutet die Verlängerung des Probejahrs um drei Monate?

  • Du hast das Gratisjahr mit dem Kauf eines Apple-Produkts zum Start von Apple TV+ am 1. November 2019 begonnen? Dann wird dein Gratisjahr bis zum 1. Februar 2021 verlängert.
  • Du hast das Gratisjahr mit dem Kauf eines Apple-Produkts nach dem 1. November 2019, aber vor dem 31. Januar 2020, begonnen? Dann wird dein Gratisjahr pauschal um drei Monate verlängert.

Apple soll TechCrunch als Begründung der Verlängerung des Probejahrs die kommenden, schweren und von der Pandemie geprägten Wintermonate genannt haben. Apple wolle ihre Abonnenten da nicht im Stich lassen und mit guten Inhalten beglücken.

Ich bin mal so zynisch: Wer’s glaubt.

Bereits zahlende Abonnenten könnten sich betupft fühlen. Müssen sie nicht. Denn Apple will auch jene Abonnenten für ihre Treue belohnen. Konkret: Auch sie profitieren von der dreimonatigen Probejahr-Verlängerung.

  • Bereits zahlende Abonnenten zahlen zwischen November 2020 und Januar 2021 keine Abo-Gebühren.

Nach wie vor gilt: Wer ein neues Apple-Produkt kauft, wird mit einem Gratisjahr Apple TV+ belohnt. So oder so. Eine dreimonatige Verlängerung gibt’s da nicht.

Die Angst vor dem Abo-Schwund

Das Kommunizieren offizieller Apple-TV+-Zahlen war noch nie die Stärke der Apfel-Firma aus dem kalifornischen Cupertino. Aktuell kennen wir nur eine Zahl.

33,6 Millionen.

Die Zahl drückt die aktuellen Abonnenten aus. Bekannt ist sie seit Januar 2020. Wirklich geändert hat sie sich nie. Offiziell zumindest. Apple hüllt sich diesbezüglich seit Monaten in Schweigen.

Auch unbekannt ist, wieviele dieser 33,6 Millionen Abonnenten tatsächlich zahlende Kunden sind. Die meisten Abonnenten dürften wohl zur Gruppe der Gratisjahr-Profiteure gehören. Ich zum Beispiel. Zumindest lässt Apples Schweigen darauf schliessen. Interessanter als die Frage nach den zahlenden Abonnenten ist aber eine ganz andere:

Wie viele der nicht zahlenden Abonnenten werden nach Ablauf des Gratisjahrs ihr Abo tatsächlich verlängern?

Sonys Kinofilm «Greyhound» zum Beispiel.

Ein Schritt in Richtung Netflix und Prime Video also. Auch sie bieten längst exklusiv lizenzierte Inhalte von Drittanbietern an, die dann genauso wie tatsächliche Eigenproduktionen als «Originals» vermarktet werden. So erhöhen sie das Angebot an Filmen und Serien. Denn: Je grösser das Angebot, desto konkurrenzfähiger der Streamingdienst.

Zum Vergleich: Gemäss Streaming-Suchmaschine Justwatch umfasst das Abo von Apple TV+ derzeit 32 Serien, drei Filme und fünf Dokus. Disney+, das etwa zeitgleich gestartet ist, kommt auf 350 Serien und 500 Filme. Netflix umfasst etwa 1500 Serien und 2870 Filme.

Apple steht mit dem Rücken zur Wand.

Qualität über Quantität

Apples Problem ist nicht die Qualität der Inhalte. Im Gegenteil. Sie ist seine Stärke. Trotz anfänglich überzogen harscher Kritik. Die postapokalyptische Serie «See» mit Jason Momoa etwa. Von Kritikern verrissen, von Fans geliebt.

Jennifer Anistons «The Morning Show»-Drama erging es ähnlich. Bei den Emmy Awards – die Oscars für Serien, sozusagen – kam die Show trotz anfänglich heftiger Serien-Kritik zu sieben Nominationen und einem Gewinn in der Kategorie «Bester Nebendarsteller».

Mittlerweile scheint Apple die Film- und Serienkritiker milder gestimmt zu haben.

Das Hauptproblem aber, das bleibt – und wird aktiv gefördert

Während sich zum Beispiel Disney+ in puncto Qualität gerne die eine oder andere Scheibe von Apple TV+ abschneiden dürfte, hat’s Apple nicht leicht, wenn es um die Quantität geht. Apples Angebot ist schlicht zu klein. Zu unbedeutend im Kontext des grossen Haifischbeckens der nimmersatten Streamingdienste.

«Meh isch meh». Das wusste Roger Federer bereits 2014.

Apple scheint aktuell nicht mehr zu wissen, als wie die Anzahl aktiver Abonnenten zumindest bis kommenden Februar bei 33,6 Millionen zu halten. Und zwar, indem das Abo aller automatisch um drei weitere Monate verlängert wird. Gratis, natürlich.

Jetzt das Aber: Wie genau passt das zu Apples kommenden Apple-One-Super-Duper-Abo? Apple One würde ja diesen Herbst starten. Als Einzelperson kriegst du Apple Music, Apple Arcade, 50 Gigabyte iCloud-Speicher und Apple TV+ zum Gesamtpreis von 18.50 Franken pro Monat.

Klingt gut. Das Probejahr der meisten aktuellen Apple-TV+-Abonnenten endet ebenfalls diesen Herbst. Klingt noch besser. Nämlich nach perfektem Timing.

Problem gelöst.

Und für den Grossteil der aktuell nicht zahlenden Abonnenten ein guter Grund, ihr Abo zu kündigen, gäbe es nicht die automatische Gratis-Verlängerung.

Apple TV+, wie weiter?

Und was dann?

Tja. Noch nichts. Ausser das «irgendwann» im nächsten Jahr erscheinende «Foundation». Vielleicht hat Apple noch was im Köcher, das erst im Februar 2021 spruchreif ist. Bis dahin werden die Abonnenten «gezwungenermassen» nicht davongerannt sein. Wer weiss. Vielleicht läuft Apples Taktik genau darauf hinaus. Oder aber, Apple will am Ende eines Lockdown geprägten Jahres nicht derjenige Streaminganbieter sein, der als einziger Abonnenten verloren statt gewonnen hat.

Apple TV+ muss jedenfalls dringend grösser werden. Sonst wird der drohende Abo-Schwund nicht verhindert. Er wird nur hinausgezögert.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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