Mescan Körperscanner: Bloss ein Gadget oder Hightech für die inneren Werte?
Hintergrund

Mescan Körperscanner: Bloss ein Gadget oder Hightech für die inneren Werte?

Nichts weniger als die smarte ganzheitliche Revolution verspricht ein Unternehmen aus Hamburg. Ihr Körperscanner soll das Portal in eine neue Dimension der Analyse von Muskelmasse und Co. sein. Es geht um smarte Optimierung von Training, Ernährung und Regeneration.

Der gläserne Mensch oder in diesem Fall Sportler. Was für die einen eine Horrorvorstellung ist, ist für andere von grossem Nutzen. Training bringt die besten Resultate, wenn die Athletin oder der Athlet den eigenen Körper möglichst gut versteht. Aber wie wird eigentlich die Körperzusammensetzung mit Muskel- und Fettmasse, Wasser und Knochen gemessen? Zum Beispiel mit der sogenannten Bioelektrischen Impedanzanalyse, kurz BIA.

Mit Strom oder Röntgenstrahlung der Körperzusammensetzung auf der Spur

Dabei wird schwacher Wechselstrom mit hoher Frequenzzahl durch den Körper geleitet. Aus dem unterschiedlichen Widerstand, den Fett, Muskeln etc. dem Wechselstrom entgegensetzen, ergeben sich Messwerte, mit denen die Körperzusammensetzung berechnet wird. Es ist unter Fachpersonen aus der Sportmedizin und Wissenschaft allerdings umstritten, wie exakt die BIA tatsächlich ist.

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    Körperanalyse, aber richtig – so macht's der Profi

    von Patrick Bardelli

Auf dem Campus Irchel betrieb der Molekular- und Muskelbiologe Dr. Claudio Viecelli von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ETH bis vor Kurzem seine Forschung. Dort stand auch ein imposantes Gerät von General Electric: das Lunar iDXA. Dies steht für «Dual-energy X-ray Absorptiometry» und misst die Körperzusammensetzung nicht mit Strom, sondern mittels Röntgenstrahlung. Diese Messung ist gemäss der ETH um einiges genauer und stellt im Vergleich zur BIA den Goldstandard in Sachen Körperanalyse dar.

Nicht zuletzt deshalb nutzen beispielsweise Profisportlerinnen wie die Schweizer Skicracks Wendy Holdener oder Michelle Gisin diese Methode. Und auch ich durfte mich schon von den Vorzügen des DXA überzeugen.

Analyse der Körperzusammensetzung mittels Röntgenstrahlen.
Analyse der Körperzusammensetzung mittels Röntgenstrahlen.
Quelle: Claudio Viecelli

Der Selbstcheck mit Mescan

Auch das Gerät des Hamburger Brands Cardioscan sieht auf den ersten Blick imposant aus. Der «Mescan» wurde 2020 für die Fitnessbranche eingeführt und ist nun auch im Sportfachhandel erhältlich. Kürzlich wurde er auf der weltgrössten Sportmesse in München vorgestellt und von einer Fachjury ausgezeichnet.

Auf den zweiten Blick kochen auch die Hamburger jedoch nur mit Wasser. Sprich: Mit Strom, denn der Mescan funktioniert per BIA. Das Bodyscan-Gerät soll innerhalb von nur 45 Sekunden die Herzratenvariabilität, das Stresslevel, die Körperzusammensetzung und den Stoffwechsel von Menschen messen. Damit ist es gemäss Hersteller in der Lage, wichtige Daten zum aktuellen Gesundheitsstatus und zur Optimierung von Training, Ernährung und Regeneration zu liefern.

Steht sowas bald in jedem Fitnesscenter? Mescan von Cardioscan an der ISPO in München.
Steht sowas bald in jedem Fitnesscenter? Mescan von Cardioscan an der ISPO in München.
Quelle: Patrick Bardelli

Laut der Fachjury hört Mescan hier jedoch nicht auf. Basierend auf den Körperdaten gibt die dazu passende Software über eine App auch individuelle Fitnessempfehlungen. Der grosse Vorteil von Mescan: Die Analyse kann, wie es der Name nahelegt, selbständig, ohne Termin beim Arzt oder Fitnesscoach durchgeführt werden. Die Interpretation der Messwerte ohne Unterstützung einer Fachperson ist dann jedoch eine äusserst komplexe Angelegenheit.

Handelt es sich also um die vom Hersteller versprochene ganzheitliche Revolution oder bloss um ein weiteres Fitness-Gadget? Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. Die Bioelektrische Impedanzanalyse hat sich zur Bestimmung der Körperzusammensetzung etabliert. Mescan ermittelt darüber hinaus auch Werte wie die Sauerstoffsättigung des Blutes und die Herzratenvariabilität, was heute jedoch auch viele Sportuhren von Garmin, Polar oder Coros tun. Wer seine Körperzusammensetzung möglichst exakt bestimmen will und daraus einen massgeschneiderten Fitness- oder Trainingsplan möchte, setzt meiner Meinung nach auf ein Lunar iDXA von General Electric. Ein solches Gerät steht übrigens seit Kurzem in Zürich bei der Firma Sumu.

Titelfoto: Patrick Bardelli

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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